Freitag, 6. Februar 2015

Glück ist heute ausverkauft!


Neulich im Supermarkt. An der Frischtheke. 100 g Salami, 200 g Putenbrust, eine Ecke Leberwurst… "Darf's sonst noch was sein?" "Ach ja, eine Portion Glück bitte." "Ham wir nich! Is' ausverkauft. Vielleicht nächste Woche wieder." "Wie? Glück ist ausverkauft? Ich brauch' das aber! Und zwar dringend!" "Tut mir leid, heute nicht'!". Mit hängendem Kopf verlasse ich den Supermarkt und mache mich auf die Suche nach dem Glück. Ich schaue überall nach. Drehe jeden Stein um. Wo ist denn nun das Glück? Irgendwo muss es doch sein. Nein, ich finde es nicht. Völlig frustriert setze ich mich auf eine Parkbank und lasse den Kopf hängen. Plötzlich setzt sich ein kleines Vögelchen neben mich und beginnt zu singen. "Schau doch nur, das Glück ist ganz nah. Siehst du dieses Kind dort und den Ball, der auf die Straße rollt… es hat Glück, das gerade kein Auto kommt. Oder diese alte Frau mit ihrem Gehstock. Sie hat Glück, sie braucht keinen Rollstuhl. Oder schau nur den Radfahrer, er hat zwei Arme und zwei Beine, die er bewegen kann …." Und so singt der kleine Vogel noch eine ganze Weile weiter…. Ja, auch ich habe Glück, ich habe zwei gesunde Kinder, ich habe eine Beziehung und bin nicht alleine, ich habe einen Job, ich habe eine schöne Wohnung und vor allem habe ich Freunde, die für mich da sind, wenn es mir schlecht geht. Wozu mache ich mich also auf und suche das Glück? Ich halte es doch jeden Tag in meiner Hand…. Aber im Alltag vergesse ich das einfach manchmal. Der Spagat zwischen Job und Familie ist groß. Die Kinder sind fordernd, die Beziehung will gepflegt werden und der Blick für das Wesentliche ist oft getrübt. Warum streben wir denn immer nach dem Glück? Was ist denn Glück überhaupt? Ist es nicht für jeden etwas anderes? Sollten wir uns nicht viel öfter bewusst machen, dass Glück nicht immer das große Ganze ist, sondern manchmal einfach nur im Detail liegt? Ein Nachmittag mit Freunden, die Arme meiner Kinder, die sich um meinen Hals schlingen, der zärtliche Blick meines Mannes, das Lob meines Chefs und der Sonnenaufgang, der heute wieder besonders schön war. Ich schaffe es nicht immer, dieses Glück zu sehen. Aber ich nehme mir ganz fest vor mich mehr an diesen kleinen Glücksmomenten zu erfreuen und nicht mehr nach dem großen Glück zu suchen.