Donnerstag, 24. Dezember 2015

Weihnachtswahnsinn

FROHE WEIHNACHTEN!!

Weihnachten gehört abgeschafft. Jedes Jahr wird es schlimmer. Noch mehr Geschenke, noch tolleres Essen, noch schönere Weihnachtskarten, höher, schneller, weiter. Die Kinder stehen seit Wochen unter Strom, die Stadt ist überfüllt, die Menschen hetzen von einem Geschäft ins nächste und kommen bepackt mit riesigen Tüten wieder raus. Ich bin in der Vorweihnachtszeit nur noch gestresst und denke mir "Was für ein Wahnsinn". Nächstes Jahr muss ich mir schon eine Woche vor Weihnachten frei nehmen, um alles zu schaffen, was ich mir vorgenommen habe. Oder wir fahren einfach weg und lassen den ganzen Weihnachtsstress in Deutschland. Eigentlich war Heiligabend immer besinnlich. Die Zeit bis zur Bescherung haben wir für Spaziergänge oder letzte Treffen mit Freunden genutzt. Doch in den letzten Wochen hat ein Termin den nächsten gejagt, so dass der Hausputz auf heute verlegt werden musste. So schrubbe ich also noch kräftig die Böden und habe keine Zeit für die schönen Dinge. Tja, Weihnachtszeitmanagement - Fehlanzeige. Wenigstens bei den Geschenken konnte ich dieses Jahr einen Riegel vorschieben und ergebe mich nicht dem allgemeinen Wahnsinn, dass es immer mehr geben muss. Bei uns gibt es dieses Jahr vor allem praktische Dinge. Zum Beispiel die Koffer, mit denen wir dann nächste Weihnachten verreisen werden!

Montag, 14. Dezember 2015

Sind nur meine Kinder so?

Ich liebe meine Kinder. Sehr sogar. Aber sie sind wirklich Nervensägen. Große Nervensägen. Wenn ich für jedes "MAMA" einen Euro bekommen würde, dann wäre ich innerhalb kürzester Zeit Millionärin. Bin ich aber leider nicht. Schade, denn dann könnte ich mir ne Nanny leisten. Na ja, ich frage mich jedenfalls, warum man jeden Satz mit "Mama" anfangen muss. Kann das Kind denn nicht einfach etwas loswerden, ohne alles mit "Mama" einzuleiten? Und warum kapiert es meine fünfjährige Tochter nicht, dass es reicht, wenn sie mich einmal ruft, ich ihr antworte und sie mich danach nicht noch dreimal rufen muss. Eine alte Frau ist doch kein D-Zug. Da klingelt dann die "MAMA"-Kasse ganz gewaltig. Aber eben leider nicht real. Jedenfalls gehen mir meine Kinder manchmal gewaltig auf die Nerven. Wenn mein Achtjähriger seine kleine Schwester wiedermal piesackt und auch nach der dritten Bitte von mir, dies doch endlich zu unterlassen nicht aufhört, platzt mir eben die Hutschnur. Ich kann es nämlich einfach nicht verstehen, was man an meiner Bitte nicht verstehen kann. Aber so ist Rabensohn eben: Auf dem einem Ohr taub und auf dem anderen hört er leider nichts. Aber Rabentochter steht ihm in nichts nach. Gefühlte einhundertmal habe ich ihr inzwischen erklärt, dass ich auch sehr gerne mit ihr kuschle, dass es mir aber gar nicht gefällt, wenn sie mit voller Wucht auf mich draufspringt. 20 Kilo Lebendgewicht sind kein Pappenstiel. Aber nicht nur die Ohren meiner Kinder funktionieren nicht richtig, auch an den Augen muss irgendetwas sein. Oder wieso passiert es immer wieder, dass ich telefoniere und Kind 1 oder 2 platzt mitten in das Gespräch und quatscht mich von der Seite aus voll. Liebes Kind, siehst du denn das Telefon nicht? Und nein, ich halte mir das Telefon nicht ans Ohr, weil ich kalte Ohren habe. Ich telefoniere! Und ich kann deine dringende unaufschiebbare Frage, warum der Niki von nebenan gestern dreimal hintereinander pupsen musste, jetzt nicht beantworten. Ich sag ja, Nervensägen. Abends ist es besonders schlimm. Das Zubettgehen ist für mich jedes Mal ein Spießrutenlauf, und wenn ein beruflicher Termin winkt, dann versetzte ich Berge, damit ich ihn wahrnehmen kann und nicht die Kinder ins Bett bringen muss. Rabentochter wälzt sich mindestens 30 mal hin und her, bevor sie ihre Schlafposition gefunden hat und Rabensohn hat immer noch eine letzte Frage. Und dann noch eine Letzte. Und jetzt wirklich die Allerletzte. Bevor dann die Allerallerletzte kommt. Wenn das Zubettgehen endlich geschafft ist, fühle ich mich wie nach einem Halbmarathon. Sind eigentlich nur meine Kinder so anstrengend? Ich habe das Gefühl, ja. Was machen andere Eltern anders? Oder sind die anderen Kinder einfach weniger anstrengend? Und warum hat mich eigentlich niemand gewarnt, bevor ich mich dazu entschlossen habe Kinder zu bekommen? Ich dachte immer, Kinder werden erst richtig anstrengend in der Pubertät. Und davor ist alles super. Abends gehen sie brav ins Bett, weil sie vom Tag geschafft sind und tagsüber beschäftigen sie sich und spielen miteinander. Fehlanzeige, am liebsten wäre den beiden Dauerbespaßung durch Animateurin Mama. Aber auch Mama hat mal Feierabend und der ist zum Glück JETZT! Und wenn ich mir die Beiden so betrachte, wie sie eng aneinander gekuschelt in MEINEM Bett liegen, dann sind all die grauen Haare, die ich mir raufe, all die Falten, die ich durch die Beiden bekomme, vergessen. Denn jetzt sehen sie aus wie Engelchen, die kein Wässerchen trüben können. Wie die liebsten Kinder der Welt. Und das sind sie ja auch. Sagen jedenfalls die anderen über sie ;-)

Montag, 21. September 2015

Sei wie du bist!


Schon die Kleinsten fangen an, an sich rumzumäkeln. Werbung, die Gesellschaft, die Eltern, andere Kinder - ich weiß nicht, wer den Kleinen ständig einredet sie müssten schlank, klug, sportlich, interessiert an allem, musisch und und und sein. Lassen wir sie doch einfach erst mal Kind sein. Sich ausprobieren, sich ein paar Pfunde anfuttern (natürlich nicht zu viel, denn die Gesundheit soll auf keinen Fall darunter leiden!!), heute Fußball mögen und morgen Ballett. Und ihnen bitte immer das Gefühl geben, dass sie gut sind, so wie sie sind. Denn auch wenn unsere Körper nicht perfekt sind und unsere Talente so unterschiedlich wie Farben, jeder hat doch etwas, was er ganz besonders an sich mag. Und was ihn oder sie einzigartig macht.


Sonntag, 20. September 2015

Notiz am Rande - Rabentochter lernt schreiben


Juhu, Rabentochter ist noch keine Fünf und kann schon lesen und schreiben. Sie fängt jedenfalls damit an und übt kräftig, sodass es von Tag zu Tag besser wird. Natürlich schwillt meine Mutterbrust vor Stolz. Denn Rabentochter bringt sich das Lesen und Schreiben selbst bei und das gar nicht schlecht. Doch muss es denn unbedingt sein, für die Schreibübungen die Zimmerwand zu benutzen? Ich wähnte Rabentochter kuschelig in ihrem Bett sitzend, einer Hörspiel-CD lauschend. Als mich der Ruf: "Mama, komm mal!" aus dem Kinderzimmer erreichte, dachte ich mir natürlich nichts Böses dabei. Stolz präsentierte mir Rabentochter ihr Werk. Sie hatte ihre Zimmerwand mit den Namen ihrer Freunde verziert. Nach dem Ärger über die versaute Wand, kam auch ein klein bisschen der Stolz durch - denn allzu viele Schreibfehler konnte ich nicht entdecken. Dennoch hat Rabentochter jetzt von mir eine Strafarbeit bekommen. Sie muss hundert Mal schreiben: "Ich schreibe nicht auf Wände, Möbel und Türen!" ;-)

Notiz am Rande - Aufklärung to go

Neulich. Im Urlaub. In einem beschaulichen französischen Fischerdörfchen. Wir schlenderten mit Hunderten anderen Touristen durch die engen Gassen des Städtchens und betrachteten Schaufenster, Promis, Touris und die Auslagen, die angeboten wurden. Da blieb Rabensohn plötzlich vor einer Apotheke vor einem Automaten mit Verhüterlis stehen und fragte: "Mama, was ist denn das?" Nun bin ich leider mit dem angeborenen KNL-Syndrom auf die Welt gekommen. Das Kann-Nicht-Lügen-Syndrom. Und es gab nur eine einzige Antwort, die ich geben konnte: "Das brauchen Männer und Frauen, wenn sie keine Babys bekommen wollen." Ups. Da hatte ich mich selbst in die Bredouille gebracht. Mein achtjähriger Rabensohn weiß zwar schon, wie Babys entstehen. Aber er ist auch fest davon überzeugt, dass Mama und Papa das eben gerade ganze zwei mal gemacht haben. Nämlich um ihn und seine Schwester zu zeugen. Und das war es dann auch schon. Ich befand mich in einer misslichen Lage, denn die Nachfragen kamen natürlich prompt. "Hä, wieso braucht man das, wenn man eigentlich Babys machen will. Das ist doch Quatsch!" Dass es eben auch Lust und Begierde gibt, die dazu führen, dass Mann und Frau miteinander schlafen, dass weiß Rabensohn noch nicht. Geschweige denn, dass er den Ausdruck kennt. Da stand ich nun, mitten im beschaulichen französischen Fischerdorf, umzingelt von allerlei vielsprachigen Touristen und musste meinem Rabensohn erklären, wozu man Präservative benutzt. Mein Hilfe suchender Blick nach Rabenvater wurde von diesem geflissentlich übersehen. Tja, geschah mir recht. Hatte ich mich ja selbst in diese Lage gebracht. Warum konnte ich nicht einfach lügen und sagen, dass ich auch nicht wüsste, wozu dieser Automat gut sein soll. Im Weitergehen, zwischen Franzosen, Italienern, Amerikanern und Deutschen versuchte ich, Rabensohn aufzuklären. Ich bin kein Freund von sehr umständlichen Umschreibungen, die das Kind nachher ratloser zurücklassen als vorher. Also versuchte ich ihm in einfachen Worten zu erklären, wie das so läuft mit Mann und Frau, wenn sie sich lieb haben, miteinander schlafen und dennoch kein Baby wollen. Und das das Präservativ den Samen des Mannes auffängt wie eine Tüte und dann weggeworfen werden kann. Unterbrochen wurde meine Aufklärung to go immer wieder von Touristen, denen wir in den engen Gassen ausweichen mussten. Und irgendwann, bevor ich ans Ende meiner Ausführungen kam, hatte Rabensohn schon das Interesse an dem Automaten verloren und die nächste interessante Sache entdeckt. Meinen puterroten Kopf und die Schweißperlen, die mir den Rücken runterliefen, hatte zum Glück niemand bemerkt.

Montag, 17. August 2015

Hau ab – ich hab dich nicht eingeladen!


Plötzlich war sie da. Völlig unerwartet schlich sie sich einfach durch die Hintertür in mein Leben. Eigentlich war ich gerade voll auf damit beschäftigt mich um meinen neugeborenen Rabensohn zu kümmern und konnte keinen Besuch gebrauchen. Aber auf einen kurzen Besuch war sie auch gar nicht aus. Einnisten wollte sie sich. Auf unbestimmte Zeit. Mein Flehen und Jammern hat sie überhört. War ihr doch egal, dass ich sie nicht eingeladen hatte. Das ich sie nicht haben wollte. Ich dachte, dass passiert immer nur den anderen. Aber mir doch nicht. Rabensohn war ein absolutes Wunschkind. Da passte dieser Besuch nun so gar nicht ins Bild. Aber das störte sie nicht. Wie lästiges Ungeziefer nistete sie sich bei mir ein und nichts half, um sie wieder loszuwerden – die postnatale Depression!


Klar hatte ich während der Schwangerschaft davon gelesen, dass sie völlig unerwartet auftaucht. Aber eben auch sang- und klanglos wieder aus dem Leben der Neumutter verschwindet. Deswegen machte ich mir die ersten Tage nach der Geburt auch nicht allzu große Sorgen, als die postnatale Depression mich voll in ihrem Griff hatte. Nach zwei Wochen war sie aber immer noch da und meine Frauenärztin empfahl mir eine Psychologin, die auf diesen ungebetenen Gast spezialisiert war. Sozusagen eine Kammerjägerin der negativen Gefühle. Aber auch sie hatte keine Chance gegen diesen Parasiten. Also gab ich die Therapie vor der letzten Sitzung auf und fügte mich in mein Schicksal. Ich war traurig, dass sich diese Muttergefühle von denen alle immer so schwärmten, bei mir einfach nicht einstellen wollten. Ich habe meinen Sohn gestillt, gewiegt, in den Schlaf gesungen, ihm Geborgenheit und Wärme gegeben. Aber in mir sah es einfach nur tot aus. Die überwältigenden Gefühle der Mutterschaft wollten sich einfach nicht einstellen. Ich zweifelte schon daran, ob ich dieses Kind wirklich liebte. Doch zum Glück wurde ich da schnell eines Besseren belehrt. Dass ich ihn über alles liebe, habe ich in einer Gewitternacht erfahren, als Blitz und Donner direkt über uns tobten. Als es einen gewaltigen Schlag tat und ich aus dem Schlaf gerissen wurde, galt mein erster Gedanke meinem Kind, dass auf meiner Brust schlummerte. Ging es ihm gut? Ich zitterte vor Angst, dass meinen kleinen Wurm etwas zugestoßen war. Aber es ging ihm gut. Ich hoffte, diese Nacht hatte meinen ungebetenen Gast für immer vertrieben. Doch leider wurde ich enttäuscht. Die „Gute“ blieb noch für ein paar Monate. Wenigstens wusste ich jetzt, dass ich meinen Rabensohn über alles liebte. Aber das reichte irgendwie nicht, um aussprechen zu können „Das ist mein Sohn!“ Wenn ich von ihm sprach, dann nannte ich ihn beim Namen oder er war einfach nur das Baby. Ich schämte mich dafür, dass ich nicht von meinem Sohn sprechen konnte. Kam mir vor wie eine Aussätzige. Was war falsch mit mir? Immer wieder stellte ich mir die Frage, warum gerade ich? Was soll das? Wer hatte diesem ungebetenen Gast heimlich die Tür geöffnet und sich dann verzogen. Ich wollte nicht die Gastgeberin sein. Ich versuchte mit allen Mitteln diese Schmarotzerin loszuwerden. Es ging einfach nicht. 

Doch plötzlich, genau so klammheimlich wie sie sich in mein Leben geschummelt hatte, war sie wieder verschwunden. Ohne einen Gruß, ohne ein „Danke. War nett bei dir!“. Nach fast einem Jahr war sie einfach weg. Und mein Sohn war da. Voll und ganz mein SOHN! Dennoch es war eine schwere Zeit. Weil so wenig greifbar. So wenig änderbar. So wenig beeinflussbar. Und so viel Angst in der nächsten Schwangerschaft, dass es mir wieder so gehen würde. Ich habe viel darüber gelesen, dass es nicht sein muss, wenn sie einmal da war, dass sie dann wieder kommt. Ich hoffte sehr, dass meine fehlende Gastfreundschaft ihr einen weiteren Aufenthalt in meinem Haus gründlich vermiest hatte. Und so war es dann zum Glück auch. Rabentochter kam auf die Welt und war gleich meine TOCHTER! Keine Depression, die sich durch die Hintertür in mein Leben drängte. Einfach nur pures Mutterglück und tiefe Verbundenheit. Die Nachwehen dieser schweren Zeit spüren Rabensohn und ich leider bis heute noch. Ich habe zwar keine Ahnung, ob ich ihn ohne postnatale Depression anders behandelt hätte, denn ich war liebevoll und voller Zärtlichkeit zu ihm. Ich hatte nur eben nicht von Anfang an dieses tiefe Gefühl, welches eigentlich jede Mutter verdient hat. Vielleicht werde ich irgendwann meinen Frieden damit schließen, denn die Liebe zu Rabensohn ist jeden Tag aufs Neue da.

Montag, 20. Juli 2015

Das Outfits des Grauens

Hin und wieder machen Rabenoma und Rabentochter einen Shopping-Trip. Normalerweise versuche ich davor genau zu beschreiben, was Rabentochter outfitmäßig gerade brauchen könnte. Um eventuelle Geschmacksverirrungen schon im Vorfeld auszuschließen. Wie ich heute feststellen musste, gelingt das leider nicht immer. Eigentlich sollte Rabentochter einen schönen Sommersonnenstrohhut für den nahenden Strandurlaub bekommen. Doch den gab's leider nicht mehr. Aber damit gab sich Rabentochter allem Anschein nach nicht zufrieden. Wenn sie schon mal mit Oma auf Shopping-Tour war, so wollte sie nicht mit leeren Taschen nach Hause kommen. Wäre mir aber bedeutend lieber gewesen. Denn als Rabentochter freudestrahlend im neu erstandenen Outfit zur Tür hereinkam, fiel mir die Kinnlade runter. Vor mir stand das fleischgewordene Outfit des Grauens. Vom Muster und den Farben bekam ich Augenkrebs. Doch damit nicht genug. Ein Blick auf das Etikett ließ sofort Pusteln und juckenden Ausschlag auf meiner Haut sprießen. 100 % Polyester. Oma blickte mich nur entschuldigend an und versuchte sich zu verteidigen. Rabentochter meinte, sie bräuchte dieses Outfit unbedingt für den Strand. Das würde ihr doch so gut stehen (O-Ton).  Mir hatte es bei Rabentochters Anblick schlichtweg die Sprache verschlagen. Und auf ein Bild vom Outfit des Grauens werde ich bewusst verzichten. Denn mein einziger Trost ist, dass Rabenoma die aktuelle Größe von Rabentochter nicht weiß und das Outfit fast schon zu klein ist. Ich werde es also nur diesen einen Sommer aussitzen müssen. Und danach wandert es schnurstracks auf ebay. Denn Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden….

Samstag, 18. Juli 2015

Ich mach mein Ding!

Und wieder liegt ein wirklich anstrengender Tag hinter mir. Ich komme nach Hause und sehne mich nach meiner Couch und meiner Lieblingsfernsehsendung. Mich einfach berieseln lassen. Abschalten. Gut okay, die Kinder wollen auch irgendwann bespaßt werden. Aber nein, ich kann jetzt nicht. Ich knalle meine Tasche in die Ecke, gebe Schatzi einen Kuss und schalte die Glotze an. Klar, dass die Kinder wie die Motten um das Licht tanzen. Die Glotze zieht sie magisch an. Gerade eben noch haben sie schön gespielt und jetzt sitzen sie neben mir und starren in den viereckigen Kasten. Ist doch egal, Hauptsache Ruhe. Endlich ist es Zeit fürs Abendessen. Auf dem Weg zum Esstisch stolpere ich über die Tasche mit den restlichen Badesachen, die da seit Tagen rumsteht. Ach, soll sie doch jemand anderes aufräumen. Ich kann ja einen Bogen drum herum machen. Nach dem Essen schnell die Kinder ins Bett gebracht. Na ja ein Kind, der Große kann das ja auch schon alleine. Und dann wieder nichts wie ab vor die Glotze. Da steht Schatzi in der Tür und klagt über Kopf und Gliederschmerzen. Nein, nicht auch noch das, denke ich bei mir. Ich will mich nicht auch noch kümmern müssen. Einfach den Ton vom Fernseher etwas lauter gedreht. Wird schon wieder, Schatzi! Endlich habe ich meine Ruhe. Alle schlafen. Ich zappe mich durch die halbe Nacht. Ach, bleib ich morgen einfach ein bisschen länger liegen, Schatzi kann sich ja um die Kinder kümmern. Das bisschen Fieber und der leichte Schüttelfrost, so schlimm wird's schon nicht sein. Ich drehe mich noch mal um und gleite hinüber in sanfte Träume. Ich sollte mal wieder ein bisschen Sport machen. Also schnell angemeldet zur nächsten Sportveranstaltung. Dumm nur, dass ich dafür einen Tag freinehmen muss. Ich erinnere mich vage daran, dass Schatzi auch mal etwas erwähnt hat, von "Tag freinehmen", "gemeinsam ohne Kinder etwas unternehmen", "Zeit zu zweit". Ach, nicht so wichtig. Ich will Sport machen! Dumm nur, dass ausgerechnet an dem Tag Schatzi länger arbeiten muss. Wer soll sich denn jetzt um die Kinder kümmern? Ach, wird schon irgendwie gehen. Oma ist ja auch noch da. Ist doch schön, wenn man so eine tolle Familie hat, wo alle mithelfen. Ach geht's mir gut. Ein interessanter Job, der alles abverlangt, tolle Kinder und noch genügend Zeit für mich. Herrlich. Es ändert sich nichts, wenn man Familie hat. Es wird alles noch schöner. Aber sonst ändert sich gar nichts. Ich mach mein Ding! Denn: Ich bin ein Mann!

Dienstag, 14. Juli 2015

Schlafenszeit - und Action!

Jeden Abend dasselbe Spiel. Ich bereite die Kinder langsam und Schritt für Schritt darauf vor, dass jetzt gleich Schlafenszeit ist. Wir sprechen ruhiger, schauen uns Bücher an, lesen vor, hören vielleicht noch ein bisschen sanfte Musik. Ballspielen, rumtoben, laut sein… das alles hat jetzt Feierabend. Schlafanzug an, Zähne geputzt, Gesicht gewaschen und noch schnell ein letzter Pippigang. Die Rabenkinder liegen mit müden Augen gähnend in ihren Betten. Ich freue mich schon auf mein Date mit der Couch und die ruhigen Stunden am Abend. Doch dann… Rabenvater kommt nach Hause. Wie ein Bulldozer prischt er durch das Kinderzimmer: "Hallo hier bin ich! Lasst uns spielen!" Und meine ganze Abendzeremonie war für'n A…. Warum machen die Männer das immer? Klar haben sie die Kinder den ganzen Tag lang nicht gesehen und wollen jetzt auch noch was von ihrem Nachwuchs haben. Aber muss es denn immer Action sein. Geht das nicht auch ruhig und sanft und mit Weitblick auf den bevorstehenden Schlaf. NEIN. Krawall! Toben! Noch mal richtig aufdrehen! Macht doch nichts! Doch macht schon was. ICH sitze nachher eine halbe Stunde an Rabentochters Bett und halte Händchen, weil sie keine Ruhe findet. ICH stehe später fünfmal von der Couch auf, weil Rabensohn im Wohnzimmer steht und jammert "Ich kann nicht schlafen!" Komisch. Warum nur? Das Toben, Aufdrehen und Spaß haben wird auf meinem Rücken ausgetragen. Und das ärgert mich. Und genau deswegen bin auch immer ich der Spaßverderber. Denn ICH muss zusehen, wie ich die Kinder nach diesem Tohuwabohu ins Bett bekomme. Rabenvater hockt auf der Couch und zappt sich durch die Kanäle. Er hat ja jetzt Feierabend. Ja, den hätte ich auch schon vor einer Stunde gehabt. Wäre nicht der Bulldozer gekommen!

Donnerstag, 9. Juli 2015

Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Kind? NIE!


Das Max-Planck-Institut hat jetzt in einer Studie herausgefunden, dass die magische Zahl für das erste Kind jenseits der 34 liegt. Mich haben die aber nicht gefragt! Das soll also der richtige Zeitpunkt für ein Kind sein? Höre ich doch sonst immer, dass es den eigentlich gar nicht gibt. Ich glaube den gibt es schon, nur wir wissen ihn nicht. Und auch die wissenschaftlichen Forschungen können mich da nicht so recht überzeugen. Hätte ich mit Anfang 20 Kinder bekommen, dann wäre ich jetzt fein raus. Die Kinder aus dem Haus. Ich könnte mich meinem Leben widmen. Nicht für die Familie opfern. Aber würde ich das tun? Hätte ich noch Lust auf Disko und Tralala? Ich glaube kaum, denn mein Alter wäre dasselbe. Ich denke schon, dass vieles einfacher ist, wenn man jung Kinder bekommt. Die Energie ist eine andere. Früher konnte ich die Nacht zum Tage machen und war dennoch am nächsten Tag einsatzbereit und fit. Heute falle ich um halb elf todmüde ins Bett und fühle mich am nächsten Morgen immer noch so. Oder lieber richtig spät Kinder bekommen? So mit Anfang 40. Wenn man schon viel erlebt und gesehen hat. Die Nächte in den Clubs ausgekostet hat, Karriere gemacht hat, geliebt, gelebt, gelitten hat? Gelassener den Herausforderungen des Alltags entgegentreten kann? Ich weiß es nicht. Ich möchte jetzt mit 44 kein Kind mehr. Ich bin froh, dass das Windelwechseln, Popo abwischen und der Schlafmangel in der Nacht ein Ende haben. Langsam fange ich wieder an mich um mich zu kümmern. Die Kinder beschäftigen sich, sind bei Freunden, beim Sport oder in Kindergarten und Schule. Und wenn neben Job und Familie ein bisschen Zeit bleibt, dann bin ich mal dran. Ist auch dringend nötig. Denn ja, man wird nicht jünger. Und ich merke, dass ich einfach mehr Regenerationsphasen brauche. Ich bin überzeugt, mein optimaler Zeitpunkt für ein Kind wäre Anfang 30 gewesen. Studium beendet, die ersten Schritte auf der Karriereleiter erklommen, Nächte durchzecht, ein bisschen die Welt gesehen, bereit für ein Kind. Tja, das Leben ist aber kein Wunschkonzert. Der passende Mann war damals einfach nicht vorhanden. Und den braucht es eben auch für ein Kind. So musste ich mich noch ein paar Jahre gedulden. Was ich nicht bereue, sondern bedauere. Vielleicht wären aus den zwei Rabenkindern dann drei geworden. Vielleicht wäre ich gelassener und nicht immer so müde. Vielleicht würden mich die Zukunftsängste nicht so plagen. Wenn ich 60 bin, dann ist Rabentochter mit der Schule fertig. Und was wäre gewesen, wenn ich mit Anfang 20 Kinder bekommen hätte? Wäre das besser gewesen? Ich werde es nie erfahren. Denn es gibt immer nur einen Weg. Der, der für dich bestimmt ist und den du gehst. Deswegen gibt es keinen falschen Zeitpunkt für ein Kind. Es gibt nur den individuell richtigen. Sei es mit 20, 31 oder 42!


Montag, 6. Juli 2015

Frauenversteher

Lieber Rabensohn,

ich habe eine Bitte an dich. Die Zeit vergeht so schnell. Lang wird es nicht mehr dauern, dann sprießen die ersten Bartstoppeln und aus meinem kleinen Racker wird ein Teenager und dann ein Mann. Auf diesem Wege werde ich dich begleiten und ich möchte dir den bestmöglichen Start ins Erwachsenenleben geben. Dazu gehört auch der richtige Umgang mit dem anderen Geschlecht. Ich kann dir folgenden Rat nur wärmstens ans Herz legen: Lieber Rabensohn, werde ein Frauenversteher! Auch wenn einige aus deiner Spezies das vielleicht als Schimpfwort ansehen und dich damit aufziehen werden, sei stark, werde ein Frauenversteher! Und ich verspreche dir, die Frauen werden dich dafür lieben. Dein Leben wird weniger anstrengend, du wirst die tollsten und ehrlichsten Frauen kennenlernen und eine glückliche Beziehung haben. Schau nur, es ist nicht schwer. So kompliziert sind wir Frauen doch gar nicht. Wir wollen nur ernst genommen werden, wertgeschätzt, mit Respekt behandelt und verstanden werden. Wenn wir uns mal wieder über unsere Figur beklagen, dann wollen wir aus dem Mund eines Mannes bestimmt nicht hören "Dann solltest du mal wieder Sport machen!" Wir wollen hören, dass wir toll aussehen und der Mann uns sexy findet, egal wie viele Kilos gerade mal wieder zu viel sind. Wenn wir Stress im Job haben, dann wollen wir keine guten Ratschläge von euch Männern haben, sondern eine starke Schulter zum Anlehnen und Ausheulen. Und glaube mir, lieber Sohn, es tut nicht weh, über Gefühle zu sprechen. Und es ist auch nicht unmännlich. Im Gegenteil. Ein Mann, der seine Gefühle zeigt, der um eine Frau kämpft, der ist einfach unwiderstehlich sexy. Trau dich nur! Du kannst nur gewinnen. Ein Frauenversteher hört zu, wenn SIE redet, und zappt sich nicht durch die Palette der vorhandenen Fernsehprogramme. Ein Frauenversteher bringt Blumen mit. Einfach so und nicht weil gerade Geburtstag oder Muttertag ist. Liebster Sohn, selbst ist der Mann. Also schnall die Küchenschürze um und stell dich an den Herd. Frauen lieben es, von ihrem Liebsten bekocht zu werden. Natürlich kalorienarm und nicht zu schwer verdaulich. Aber das versteht sich ja für einen Frauenversteher wie dich von selbst. Und kritisiere sie nicht beim Autofahren. Darauf reagieren Frauen ein bisschen empfindlich. Vielleicht sind wir beim Autofahren etwas vorsichtiger als ihr. Aber egal, beiß dir auf die Zunge. Irgendwie wird SIE schon mit ihrem Kleinwagen in die Lkw-große Parklücke reinkommen. Und auch wenn du nicht verstehen kannst, wie sie stundenlang mit ihrer Freundin am Telefon quatschen kann, obwohl sie sich erst eine Stunde zuvor im Café getroffen haben, tu einfach so, als sei es das Normalste der Welt. Gönn ihr die Kicherstunden mit ihren Freundinnen, gönn ihr das ausgiebige Schönheitsbad und räum in der Zeit einfach mal die Waschmaschine aus. Sie wird es dir danken und dich mal wieder mit den Jungs auf den Fußballplatz gehen lassen. Aber übertreib nicht! Jedes Wochenende muss ja nun wirklich nicht sein. Schenke ihr ein paar gemütliche Stunden zu Hause bei Kerzenschein und romantischer Musik. Auch wenn dir eher nach Neonlicht und knalligen Beats, als nach diesem Funkelkerzen-Romantik-Scheiß ist. Frauen stehen darauf. Also lieber Rabensohn, denke an meine Worte, wenn du groß und stark und verliebt bist: Hat Frau erst mal einen Frauenversteher an der Angel, will sie ihn so schnell nicht mehr hergeben. Und sie wird auch etwas mehr Verständnis für deine Touren mit den Jungs, deine rüden Witze und dein nächtliches Geschnarche aufbringen.

Montag, 29. Juni 2015

Krawumm – Peng – Bumm


Bei Jungs ist alles laut. Sie sprechen laut, sie laufen laut, sie schlafen laut. Ruhe. Fremdwort. Wenn Rabensohn Freunde zu Besuch hat, wird das Kinderzimmer zum Fußballstadion. Es wird gegrölt, gebollert, gelärmt. Ruhige Beschäftigung mit LEGO oder Ähnlichem  - Fehlanzeige. Nur was laut ist, ist gut. Wenn Rabenmann die Spülmaschine ausräumt, habe ich Angst ums Hochzeitsgeschirr. So laut knallen Teller und Gläser zusammen. Wenigstens räumt er die Spülmaschine aus. Also, was beschwere ich mich eigentlich? Aber muss das denn morgens um halb sieben sein, wenn ich noch fünf Minuten ruhen will, bevor der Tagesalltag wieder losgeht? Beim nächtlichen Klogang von Rabensohn oder Rabenvater stehe ich senkrecht im Bett, weil ich das Gefühl habe eine Herde Elefanten rennt durch meine Bude. Musik zum Essen? Sehr schön. Aber wenn wir uns anschreien müssen, um eine Unterhaltung zu führen, dann ist sie eindeutig zu L A U T. „Wieso, ist doch genau richtig“, meckern Rabenmann und Rabensohn. Ich habe irgendwo einmal gelesen, dass Männer die Frauen oft nicht richtig verstehen können, weil deren Stimmfrequenz zu hoch für das männliche Ohr ist. Vielleicht sprechen wir auch einfach nur zu leise für das männliche Ohr. Ich sollte es mal mit Schreien probieren, um besser gehört zu werden. Und erst der Fernseher. Gehe ich vor Rabenmann ins Bett, weil ich einfach keine Lust mehr auf Glotze habe, kann ich dennoch sichergehen, dass ich nichts verpasse. Den ganzen Tag Lärm, Radau, Krawall. Dabei will ich doch nur eins: Ein bisschen Ruhe. Nicht ständig das Gefühl haben, ich stehe direkt an der Startbahn West oder an einem Knotenpunkt der A5. Völlig verzweifelt rette ich mich zu Rabengroßmutter, in der Hoffnung ein bisschen Ruhe tanken zu können. Rückwärts falle ich wieder zur Tür raus: Rabengroßmutter spielt mit Rabentochter. Gefühlte Dezibelzahl über 120. Mädels, das ist Verrat. Wir sind doch eigentlich leise....

P.S.: Die normale Gesprächslautstärke liegt übrigens bei 40 bis 60 dB. Schon hierbei kann die Konzentration gestört werden.


Donnerstag, 23. April 2015

Ich hasse Kindergeburtstage



Es ist mal wieder so weit - Rabensohn hat Geburtstag! Und ich schäme mich. Mit meinem kläglich vorbereiteten Geburtstagstisch. Keine Girlanden, keine Fanfaren, keine 1000 Geschenke… Und auch der Geburtstagskuchen ist Standard: Schokorührkuchen mit bunten Streuseln. Und die Kerzen musste ich von Rabentochter klauen, da ich wieder mal vergessen hatte, welche zu kaufen. Furchtbare Rabenmutter. Wenn ich mir da andere Freundinnen anschaue, was die alles auffahren, wenn die Liebsten Geburtstag haben, dann schäme ich mich noch mehr. Ich kann das einfach nicht. Ist mir auch irgendwie nicht so wichtig. Gebe ich ja zu. Klar ist es schön, jemandem zum Geburtstag eine Freude zu machen, alles liebevoll zu verpacken und hier noch ein Gimmick und da noch ein Gimmick. Ich will's den Kindern ja auch schön machen. Soll ja auch schön sein, der Geburtstag. Aber ich kann's einfach nicht. Ist ja nicht so, dass ich mich nicht bemühe. Muffins, Schokokuchen, Zimtschnecken, alles Handarbeit. Aber mit der Deko will es einfach nicht klappen. Und was soll ich sagen: Rabensohn hat's null gejuckt. Der freut sich einfach nur über seine Geschenke und dass er heute Mittag mit seinen Buddys Fußball spielen kann. Ohne viel Deko!

Und wann fing das eigentlich an, dass die Kinder bei Einladungen zu Geburtstagsfeiern mit mehr Geschenken zurückkamen, als sie losgezogen sind. Da werden Taschen voll Gummibärchen, Radiergummi, Haarschmuck, Malbücher, T-Shirts, Spielzeug und was weiß ich noch alles nach Hause geschleppt. Das setzt mich unter Druck. Muss das so sein? Ich entscheide NEIN. Und ganz ehrlich, das ist nicht das, was ich meinen Kindern vermitteln will. 1) Du schenkst was, also bekommst du auch was geschenkt. 2) Geburtstage sind für die Geschenke da. Klar sind die Geschenke wichtig. Aber es muss sich doch im Rahmen halten. Und schenken soll man von Herzen und nicht weil man eine Gegenleistung erwartet. In diesem Sinne gibt es heute zwar eine kleine Tüte mit drei Gummibären und einem Bleistift. Denn ehrlich gesagt, so ein bisschen habe ich das Gefühl ich muss mich dem Druck beugen. Und ach was soll's: Kommt ja von Herzen.

P.S.: Es war ein wunderschöner, entspannter Tag. Mein Sohn hatte die geniale Idee seinen Geburtstag auf die Wiese zu verlegen und mit ein paar Jungs zu kicken. Die Jungs hatten Spaß, mein Sohn war glücklich und so war ich es auch. Der nächste Kindergeburtstag kann kommen - ich bin bereit!!

Freitag, 3. April 2015

Die guten alten Zeiten

Neulich schaute sich Rabensohn auf unserem digitalen Fotorahmen (der quasi nie im Einsatz ist!, ist ja sicher auch schon wieder unmodern) Fotos von einem Urlaub in Italien 2011 an. Rabentochter war damals knapp ein Jahr, Rabensohn 4 1/2. Aus tiefster Brust entsprang Rabensohn plötzlich ein großer Seufzer: "Ach ja, die guten alten Zeiten!" Dieser eine Satz aus diesem noch so jungen Mund mutet komisch an. Und das in doppelter Hinsicht: Klingt er doch ein bisschen altklug aus dem Mund eines Siebenjährigen. Okay, fast acht. Zum anderen frage ich mich, was ein fast Achtjähriger denn an seiner Zeit auszusetzen hat, dass er sich jetzt schon nach den guten alten Zeiten sehnt? Und war früher wirklich alles besser? Für meinen Sohn ist früher gerade mal vier Jahre her, für mich 40. War denn damals alles besser? Das denke ich manchmal schon.

Waren die Kinder weniger anstrengend? Waren die Eltern weniger von Sorgen um das Wohl des Kindes geplagt? Waren die guten alten Zeiten besser? Sie waren anders. Das ist unstrittig. Wie war es, als ich Kind war? Ich denke schon, dass ich mich besser alleine beschäftigen konnte, als meine beiden Rabenkinder. Ich musste nicht den ganzen Tag bespasst werden und laaaaaangweilte mich auch nicht so wahnsinnig schnell. Aber ich mache meinen Kindern keinen Vorwurf, dass sie so sind, wie sie sind. Werden sie doch in Ganztageskitas und Ganztagsschulen den ganzen Tag beschäftigt. Sogar pädagogisch wertvoll. Aber immer auch einem Lärmpegel ausgesetzt, der einen irgendwann nur noch wie einen Duracellhasen durch die Gegend springen lässt, weil man nicht mehr abschalten kann. Und wir Erwachsenen tun noch das unsere dazu. Wörter wie gleich, schnell, mal kurz, eben noch… hören unsere Kinder doch ständig. "Ich muss noch eben meine Mails checken.", "Ich muss noch schnell telefonieren!", "Ich muss noch kurz dies oder das oder jenes!". Abschalten. Runterkommen. Fast unmöglich. Früher kam ich um 12 Uhr aus der Schule, dann gab es Mittagessen und während Mama die Küche aufräumte, machte ich Hausaufgaben oder spielte in meinem Zimmer. Danach ging es raus auf die Straße zum Spielen oder zu Nachbarskindern. Fernsehen gab es sowieso nicht. Gab ja nur drei Programme - und wer wollte schon Telekolleg anschauen? Und irgendwie verlief auch der Abend etwas ruhiger als heutzutage. Die Rabenkinder drehen oftmals abends noch so richtig auf und es wird getobt, was das Zeug hält. Woher nehmen sie nur diese Energie? Immer unter Strom. Sowie die meisten Geräte in unserem Haushalt. Immer Angst, etwas verpassen zu können. So wie die meisten meiner Freunde und Kollegen (ich nehme mich da nicht aus) - immer online. Bloß keine News verpassen.

Früher war es weniger anstrengend. Da bin ich sicher. Meine Eltern, wie sicherlich die meisten Eltern dieser Generation, haben sich weniger Gedanken darüber gemacht, was die beste Erziehung und Förderung ihrer Kinder ist. Kaum einer hat doch damals darüber nachgedacht, dass es schädlich für die Bindungsentwicklung ist, ein Baby schreien zu lassen. Unsere Großmütter waren sogar der Meinung, das Schreien kräftigt die Lungen. Heutzutage können wir jeden kleinsten Pups des Kindes googeln, und irgendein selbsternannter Sigmund Freud erzählt uns, was wir unseren Kindern durch dieses und jenes Verhalten antun. Auf unser Bauchgefühl verlassen wir uns doch schon lange nicht mehr. Es gibt doch Professor Doktor Google, der uns sagt, was wir alles falsch machen. Gut früher galt auch der Spruch: " Ein kleiner Klaps hat noch niemandem geschadet." Ich sag ja auch nicht, dass früher alles besser war. Aber ich denke, vieles war einfacher, weil man nicht so viel Informationen hatte wie heute. Und gerade diese Flut an Informationen, was ist gut für mein Kind, wie soll es schlafen, essen, spielen, wann soll es sprechen, laufen, schreiben, lesen… diese Flut überfordert uns. Wie sollen wir denn da noch wissen, was jetzt wirklich gut für unser Kind ist? Klar, früher gab es auch die Besserwisser-Muttis, die überm Gartenzaun hingen und die Nachbarskinder beäugt haben und sich dann bei Mama über einen beschwert haben. Aber heute wird bei Streitigkeiten nicht mal mehr der direkte Kontakt gesucht. Da wird über What's App, über den Schulleiter und im schlimmsten Fall sogar gleich über den Anwalt kommuniziert, dass mein Goldschätzchen ihrem Goldschätzchen das Schäufelchen weggenommen hat.

Meine Eltern haben bestimmt viel falsch gemacht. Ganz sicher. Denn es gab keine Kurse fürs Elternsein. Aber meine Eltern haben auch wahnsinnig viel richtig gemacht. Denn sonst wäre ich heute nicht der Mensch, der ich bin. Und ich mag mich eigentlich ziemlich gern. War früher also doch alles besser? In den guten alten Zeiten? Ja, auch ich sehne mich manchmal nach den guten alten Zeiten zurück. Aber ich lebe jetzt und ich habe jetzt Kinder, die es gilt zu selbstbewussten, glücklichen Menschen zu machen. Deswegen verbrenne ich jetzt alle Ratgeber, lösche Google als Startseite und storniere den Elternkurs. Ich höre auf mein Herz und vertraue auf meinen Instinkt. Und dann darf Rabensohn in 40 Jahren gerne sagen: "Ach ja, die guten alten Zeiten!"

Ich - in den guten alten Zeiten!

Samstag, 28. März 2015

Notiz am Rande - Schönheit liegt im Auge des Betrachters

Beim Zubettgehen erzählt mir Rabentochter meist noch ein paar Anekdoten aus dem Kindergarten. Und so meinte sie heute zu mir: "Ali's Mama ist dick. Und sie ist klein." Pause "Und der Papa von Ali ist auch ein bisschen dick." Die Realität sieht ein bisschen anders aus. Ali's Papa ist ganz und gar nicht dick, sondern sehr attraktiv. Okay, Ali's Mama ist dick. Da hat Rabentochter recht. Aber ehrlich gesagt ordne ich mich figurtechnisch kurz vor Ali's Mutter ein. Doch Rabentochter sieht das anders. Auf meine Frage, was denn ihre Mama sei, antwortete sie: "Du bist dünn, Mama!" Ach, Kind ich liebe dich! Tja, wahre Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Also liebe Frauen lasst den Diätenmarathon. Lasst den Jugendwahn. Vergesst den Fitnessplan. Sucht euch lieber den richtigen Betrachter. Dann seid auch ihr schön und dünn und jung. Denn es gibt immer jemanden auf der Welt, der genau das in euch sieht.

Freitag, 27. März 2015

Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut


Liebes Kind, ich liebe dich. Mit ganzem Herzen, aus tiefster Seele, sehr. Ich liebe dich. Auch wenn du mal wieder bockig in der Ecke stehst, weil du deinen Willen nicht bekommst. Auch wenn du dich vor Wut auf den Boden schmeißt, kreischst, heulst, schlägst. Wenn du das Essen, das Anziehen, das Dasein verweigerst. Auch wenn du mich wütend oder traurig machst und mir den letzten Nerv raubst. Ich liebe dich. Uneingeschränkt. Immer. So sehr, dass es manchmal wehtut. Mein Herz schmerzt, wenn ich von all den Tragödien, Unfällen, Schicksalen erfahre. Dann liebe ich dich umso mehr. Würde mein Leben für deines geben. Dich beschützen. Niemals aus den Augen lassen. Liebes Kind, ich liebe dich. Egal was du tust, sagst, wie du dich verhältst. Ich liebe dich. So wie du bist. Mehr als alles andere auf dieser Welt. Für immer. Versprochen. Doch ehrlich: In Situationen, wo du mich zur Weißglut bringst, wo du einfach nicht verstehen willst, was ich dir sage, wo du einfach nicht hören willst, wo du kein "Nein" akzeptierst und immer weiter bohrst. Da fällt es mir manchmal verdammt schwer dich zu mögen… Doch die Liebe ist stärker!