Freitag, 30. August 2013

Läusealarm!!

Früher habe ich mich mit dem Thema Läuse überhaupt nicht beschäftigt. Für mich war das was, was nur die "Schmuddelkinder" haben. Heute weiß ich, dass ich da total auf dem Holzweg war. Läuse kann jeder bekommen. Mit Hygiene hat das erst dann etwas zu tun, wenn man nichts dagegen tut. Und das macht mich dann auch wirklich sauer.

Es fing schon im April diesen Jahres an. Die Läuse zogen in den Kindergarten ein. Da ich einen sehr geselligen und gastfreundlichen Sohn habe, lud er die kleinen Blutsauger ein, sich es auf seinem Kopf so richtig gemütlich zu machen. Entdeckt habe ich die unliebsamen Gäste an einem Sonntag. Na super, also habe ich mich auf die Suche nach einer Apotheke mit Sonntagsdienst gemacht und die ganze Familie mit Läuseshampoo versorgt. Alle Betten wurden abgezogen, das Sofa und die Autositze mit Läuse vernichtendem Mittel eingesprüht, die Waschmaschine lief drei Tage ohne Unterbrechung, die Kuscheltiere verbannte ich in luftdichte Plastiktüten und der ganzen Familie wurde mal richtig der Kopf gewaschen. Und so saßen wir an einem schönen Sonntagnachmittag mit beißendem Läusemittel und Mülltüten auf dem Kopf auf dem Sofa. Da konnten wir noch drüber Lachen.

Als aber drei Wochen später meine Tochter dachte, sie müsste es ihrem Bruder gleichtun und sich auch ein paar possierliche Kopftierchen zulegen, da verging uns das Lachen. Das ganze Prozedere also noch mal von vorn. Meine Tochter fand das gar nicht lustig und schrie beim Haare waschen wie am Spieß. Aber es half ja nichts. Mit Läuseshampoo waschen, abspülen, Läuseshampoo drauf, 30 Minuten warten und dann das Ganze noch mal von vorne. Doch damit ist es ja nicht getan. Nach 7-10 Tagen muss die ganze Aktion noch mal wieder holt werden. Doch was bringt es, wenn ich meine Kinder und den Rest der Familie quäle, wenn sich andere Eltern nicht so viel Mühe geben und ihre Kinder und sich selbst nicht ausreichend behandeln?!

Aber ich hatte Hoffnung, das wir die unliebsamen Gäste hochkant aus dem Kindergarten rausschmeißen können. Die Sommerferien standen vor der Tür. Und drei Wochen ohne Nahrung, dass konnten die Biester einfach nicht überleben. Tja im Kindergarten nicht, aber außerhalb! Ich dachte, ich falle aus allen Wolken, als ich meine Kinder am ersten Kindergartentag abgeholt habe und mich ein großes Warnschild "Wir haben Kopfläuse" fies angrinste. Inzwischen habe ich eine richtige Läuseparanoia einwickelt. Mindestens einmal am Tag durchforste ich die Köpfe meiner Kinder nach den kleinen Schmarotzern. Meine Tochter kriegt einen Kreischanfall, wenn ich mich ihrem Kopf mehr als fünf Zentimeter nähere und mich, mich juckt es seit ich angefangen habe zu schreiben....





Mittwoch, 21. August 2013

Sturmfreie Bude - Mama außer Rand und Band

Vor lauter Langeweile habe ich heute entdeckt, dass man mit meinem PC ganz tolle lustige Fotos machen kann. Sagenhaft!

Mein Mann ist beruflich unterwegs, die Kinder sind bei Oma und Opa und ich? Mama -  Allein zu Haus'. Doch was mache ich? Ich tigere durch die Wohnung und weiß nicht, wo ich mein Ei hinlegen soll. Was fange ich nur mit meiner gewonnenen Freiheit an? Ich hatte so viel vor heute. Ich wollte nähen, lesen, ausgiebig baden, mir etwas Schönes zu essen machen. Etwas, was Erwachsene essen! Ich wollte die Zeit für mich nutzen und mir was Gutes tun. Endlich mal Ruhe zu Hause. Aber ich bin es gar nicht mehr gewohnt, alleine zu sein.

Seit gefühlten 100 Jahren lebe ich jetzt in dieser Zwei-Generationen-WG. Die Aufgabenverteilung ist hier ziemlich unfair und ich habe mir schon oft überlegt mir 'ne neue Bude zu suchen. Aber so einfach ist das heutzutage eben nicht. Und auch wenn meistens ich auf dem Putzplan stehe, mag ich meine Mitbewohner doch sehr gerne. Man kann herrlich mit ihnen lachen und es wird niemals langweilig mit ihnen. Manchmal wünschte ich mir schon, ich hätte mehr Rückzugsmöglichkeiten, wie zum Beispiel ein eigenes Bett und ein abschließbares Bad wäre auch toll. Aber wenn ich dann mal alleine bin, so wie jetzt, dann fehlen mir meine Mitbewohner und ich weiß nichts mit mir anzufangen.

Es ist so dunkel und leise in der Wohnung und keiner ruft permanent nach mir. Beängstigend. Vielleicht sollte ich es so machen, wie als Kind. Einfach jede Lampe und jede Tonquelle (also Radio und Fernseher) anschalten, damit ich mich nicht so alleine fühle. Ich kann ja jetzt auch wirklich schlecht bei meiner Mama anrufen und sagen, sie soll mir sofort meine Mitbewohner vorbei schicken. Die schlafen doch schon. Also, Zähne zusammenbeißen und durch. Außerdem will ich nicht zugeben, dass ich mich alleine fühle. Immerhin wollte ich doch so gerne mal alleine in der Wohnung sein und Zeit für mich haben. Da gebe ich doch jetzt nicht zu, dass es mir gar nicht gut geht. Also, was hilft in solchen Situationen noch? Musik. Aber egal welches Lied ich höre, es erinnert mich an mindestens einen meiner Mitbewohner und steigert meine Sehnsucht nur noch.

Also entschließe ich mich jetzt ins Bett zu gehen. Schaf ist ja bekanntlich die beste Medizin. Vielleicht nehme ich auch noch das ein oder andere Kuscheltier meiner Kinder mit ins Bett, damit ich mich in dem großen Bett nicht so verloren fühle...

Nein, ganz ehrlich. Auch wenn ich heute nicht allzu Weltbewegendes zustande gebracht habe und die meiste Zeit des Abends auf der Couch vor dem PC verbracht habe, finde ich Rabenmutter, die ich nun einmal bin, es herrlich mal ganz für mich zu sein und ganz nach meinem Rhythmus zu leben. Mich einen Nachmittag und einen Abend lang nach niemand anderem richten zu müssen und ganz einfach das tun, was ich will. Und sei es auf der Couch sitzen und Löcher in die Luft starren... Herrlich. Aber ja, ich gebe zu, meine WG will ich auf keinen Fall für längere Zeit hergeben. Hab mich inzwischen schon so an sie gewöhnt. ;-)

Montag, 19. August 2013

Flachpopo und Hängetitten

Das Schlimmste, was es für mich gibt, ist ein Jeanskauf oder der Kauf eines neuen BHs. Und genau diese Erfahrung machte vor einigen Tagen auch eine gute Freundin von mir. Eine attraktive, normalschlanke Mittvierzigerin mit zwei Kindern. Sie brauchte für einen anstehenden Urlaub ein neues Dessous. Schön formend in Hautfarben, unauffällig unterm T-Shirt. Also ging sie in den besten Wäscheladen der Stadt und ließ sich beraten. In unserem Alter muss man schon ein bisschen mehr für einen BH ausgeben, da nicht mehr alles so straff ist, wie damals als 20-Jährige, wo wir unsere BHs noch bei H&M gekauft haben.

Aber was dann geschah, frustrierte meine Freundin mehr, als dass sie sich über den neu erstandenen BH freuen konnte. Eine kompetente und dralle, Anfang 20-jährige Fachkraft stand meiner Freundin beratend zur Seite. Schleppte geduldig ein Modell nach dem anderen an und erklärte bei jedem Teil ausführlich die Vorteile. So das Richtige war nicht dabei. Auch die Dame neben meiner Freundin, sie vermutete, dass es sich um eine Mitt-60erin handelte, hatte die Qual der Wahl. Sie war auf der Suche nach einem schicken Mieder und auch ihr stand dieselbe Fachkraft zur Seite. Die beiden Damen sahen sich nicht, aber natürlich hörten sie sich. Immerhin trennten sie nur zwei Vorhänge. Ja, die lieben Umkleidekabinen. Früher hatte ich beim BH oder Bikinikauf immer Panik, dass jemand den Vorhang aufriss und ich in meiner vollen Blöße dann vor einer wildfremden Person stand. Inzwischen bin ich da wesentlich entspannter und denke mir, "schee' is' es ja nich' mehr, mehr als das jemand schreiend wegläuft, kann mir nicht passieren."

Also stand meine Freundin in ihrer Kabine und zwängte sich in einen Spitzen-BH, der gefühlte zwei Nummern zu klein war. Lauft Fachkraft muss ein BH sich so anfühlen, damit die Brust optimal gestützt wird. Die Dame neben ihr wurde gerade darüber belehrt, welche Form und Größe sie benötigte. Die Verkäuferin erklärte ihr, dass in ihrem (hohen) Alter der Hintern nicht mehr rund sei, sondern abgeflacht und da braucht sie einfach ein Mieder, was den Popo richtig schön stützt, also in die Höhe hebt. Ja, die Schwerkraft, dachte meine Freundin so bei sich, da hätte sie ja noch Zeit, sie war ja im besten Alter. Aber auch sie bekam schnell ihr Fett weg. In ihrem Alter, so wurde sie belehrt, fing der Busen langsam an zu hängen und da könne man eben nicht mehr die Form Büstenhalter nehmen, die man noch vor einigen Jahren gekauft habe, sondern ein Modell, welches den Busen anhebt und stützt. Peng!

Tja, die Zeichen der Zeit nagen an uns. Nach dem ca. 25. Modell fand meine Freundin dann doch noch ihr Traumstück, welches den perfekten Busen formte. Und jetzt sieht er nicht mehr aus wie Mitte 40, sondern Anfang 30. Ich habe mir beim letzten BH-Kauf übrigens ca. drei Stunden Zeit genommen und gefühlte 50 BHs anprobiert. Aber es hat sich wirklich gelohnt und ich gebe in Zukunft auch lieber mehr Geld für einen BH aus. Bei mir sitzt jetzt alles am rechten Fleck. Bis er eben wieder in die Freiheit entlassen wird und die Schwerkraft wirkt...

Mittwoch, 14. August 2013

Erdbeeren in der Trotzphase


An einem schönen sonnigen Samstagvormittag zog es uns in die Stadt. Fröhliche Kinder, lachende Menschen, Frieden lag in der Luft. Ich schlenderte mit meiner Familie über den Markt, als ich plötzlich große Lust auf Erdbeeren bekam. Ich hielt meine Augen offen und da sah ich sie: Saftige rote Früchte, die mich anblickten und mir zuriefen: Iss’ mich! 


Abrupt blieb ich vor dem Stand stehen und sagte zu meinem Mann: „Ich will Erdbeeren!“. Fragend sah er mich an, dann erwiderte er: „Welche Erdbeeren denn?“, „Na diese da. Die Roten“ Ich zeigte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die roten Früchte, die direkt vor meiner Nase lagen. Mein Mann klärte mich auf: „Aber Schatz, das sind Himbeeren!“. „Nein, das sind Erdbeeren“ beharrte ich, „und die will ich jetzt haben“. Geduldig versuchte mein Mann mir zu erklären, dass Erdbeeren größer sind und kleine grüne Punkte haben und oben so etwas wie ein kleines Grasbüschel rausguckt. „Ich will jetzt aber Erdbeeren“, meine Stimme befand sich schon in den oberen Oktaven. Mein Mann aber blieb ruhig. „Schatz, ganz ehrlich, das sind Himbeeren. Die schmecken ganz anders wie Erdbeeren. Die Erdbeerzeit ist vorbei. Ich verspreche dir, dass wir sofort nächstes Jahr, wenn es wieder Erdbeeren gibt, welche kaufen.“ „Ich will aber JETZT Erdbeeren!“, ich war nicht von meinem Wunsch abzubringen und stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. „Komm’ Schatz,“ mein Mann versuchte mich sachte vom „Erdbeer“-Stand wegzuziehen „lass uns weiter gehen!“. „Ich will aber Erdbeeren!“. So langsam sah ich die Panik in seinen Augen. Einige Leute hatten sich schon nach uns umgedreht und man konnte deutlich in ihren Gesichtern lesen: Hat der Mann etwa seine Frau nicht im Griff!

Sanft packte mein Mann mich am Arm und versprach mir: „Komm’ wir schauen mal, ob wir noch einen Stand finden, der Erdbeeren hat.“ Widerwillig ließ ich mich mitziehen. Aber meine Neugier war einfach zu groß. Vielleicht bekam ich ja jetzt endlich meine Erdbeeren. Mein Mann hoffte natürlich, da die Erdbeerzeit ja schon vorbei war, dass wir uns ohne weitere Probleme auf den Heimweg machen konnten. Doch da hatte er die Rechnung ohne mich gemacht, denn am letzten Stand auf dem Markt entdeckte ich sie: meine Erdbeeren. Laut schrie ich: „Da, da sind Erdbeeren. Ich will Erdbeeren!“. Ungläubig starrte mein Mann auf die roten Früchte vor uns. Tatsächlich, Erdbeeren. „Aber Schatz, die sind viel zu teuer. Die kaufe ich nicht!“ „Ich will aber Erdbeeren. Du hast gesagt, ich bekomme Erdbeeren!“ ich kreischte förmlich. Noch behielt mein Mann die Fassung und versuchte mich mit sonorer Stimme zu beruhigen: „Ich habe gesagt, dass du nächstes Jahr Erdbeeren bekommst. Und jetzt komm bitte weiter, wir wollen nach Hause.“ „Ich will aber Erdbeeren. Du hast es versprochen!“ Erste Tränen kullerten meine Wangen hinunter. „Nein, komm jetzt!“ langsam ließ die Geduld meines Mannes nach. „Ich will jetzt sofort Erdbeeren. Nie, nie, nie bekomme ich Erdbeeren!“ Jetzt schrie ich. „Wenn du so weiter machst, dann bekommst du sowieso keine Erdbeeren. Und jetzt komm endlich und hör auf mit dem Theater.“ Langsam überschlug sich die Stimme meines Mannes, ihm wurde heiß und kalt, weil er merkte, dass die Blicke der umstehenden Passanten an ihm haften blieben. Er packte mich am Arm und versuchte mich fortzuziehen. Ich riss mich los, warf mich auf den Boden und heulte herzerweichend: „Ich will jetzt aber unbedingt Erdbeeren!“ Mein Mann schrie mich darauf hin an: „Nein, verdammt noch mal, du magst doch überhaupt keine Erdbeeren. Und ich kaufe dir auch keine. Diese hier sind sowieso schweineteuer. Das kann ich mir gar nicht leisten!“ Heulend lag ich auf dem Boden, mein Gesicht zornesrot, dicke Tränen kullerten über meine Wangen und ich schrie aus vollem Halse: „Nie bekomme ich das, was ich will. Ich will jetzt Erdbeeren!“

Einige Marktbesucher liefen kopfschüttelnd und tuschelnd an uns vorbei. Eine ältere Dame zupfte meinen Mann am Ärmel und tadelte ihn: „Jetzt kaufen Sie ihr doch die Erdbeeren, wenn sie sie so gerne möchte.“ (Pädagogisch absolut daneben. Mach’ viel Alarm, dann bekommst du letztendlich das, was du willst...) Mein Mann reagierte nicht, sondern war mehr damit beschäftigt mich davon abzuhalten, meinen Kopf auf den harten Asphalt zu schlagen. Wie in Trance schrie ich immer wieder: „Ich will Erdbeeren. Ich will Erdbeeren. Ich will jetzt Erdbeeren. Kauf mir Erdbeeren!“ Damit die liebe Seele (und die, inzwischen zahlreichen Schaulustigen, die rund um meinen Mann und mich eine Traube gebildet hatten) endlich ihre Ruhe hatte, griff mein Mann in seine Tasche, zog einen Fünfeuroschein heraus und kaufte eine Schale Erdbeeren. Während ich mir Rotz und Tränen an meinem neuen T-Shirt abtrocknete, grinste ich meinen Mann frech an, schnappte mir eine Erdbeere und steckte sie mir in den Mund. In hohem Bogen flog die Beere wieder raus: „Ihh, ich mag keine Erdbeeren!“

P.S.: Üblicherweise läuft diese Situation unter Erwachsenen folgendermaßen ab: „Schatz ich will Erdbeeren!“, „Aber die Erdbeerzeit ist doch schon vorbei!“ „Oh, schade. Na, dann eben nächstes Jahr wieder. Wollen wir Äpfel kaufen?“ Aber nicht so eben mit Kindern. Und immer kann man einfach nicht standhalten... Und dennoch liebe Mütter dieser Welt, meistens sollte man eine Rabenmutter sein und standhaft bleiben, scherrt euch nicht um die anderen Leute. Auch wenn ihr vor Scham im Boden versinken wollt. Denkt dran: Die waren auch alle mal Kinder oder Mütter. Oder beides.

Donnerstag, 8. August 2013

Kind oder Karriere?


Warum muss ich mir diese Frage überhaupt stellen? Ich bin eine Rabenmutter, also will ich beides, ist doch klar. Wozu habe ich mich jahrelang durchs Studium geschleppt, Inlandspraktika und Auslandssemester absolviert, haufenweise Überstunden geschoben, geackert, gerackert, geächzt? Um jetzt das Heimchen am Herd zu geben, den Haushalt tipp topp zu halten und den ganzen Tag die Kinder zu bespaßen? NEIN. Ich will nicht meinem Mann dabei zusehen, wie er die Karriereleiter hochklettert und ich immer unzufriedener werde, weil ich meine Fähigkeiten nicht mehr einsetzen kann. Irgendwann fängt er dann eine Affäre mit seiner Sekretärin an, da er die nörgelnde Alte zu Hause nicht mehr ertragen kann. Ich will selbst was erleben, mich einbringen, Smalltalk mit Kollegen halten und in Meetings meine Erfahrungen einbringen. Ich will eine faire Entlohnung für meinen Einsatz und nicht mit einem Minijob abgespeist werden. Gut, die große Karriere werde ich wohl nicht mehr machen. Aber ehrlich gesagt, das wollte ich auch nie. Mir war immer klar, dass ich Kinder haben will. Und dass dann sicher in irgendeiner Art und Weise der Job ein bisschen zurücktreten muss. Aber dass es so schlimm wird, damit hätte ich nicht gerechnet. Aber es gibt Hoffnung. Inzwischen habe ich einen tollen Job mit fairem Gehalt, netten Kollegen und Herausforderungen. Aber der Weg dahin war steinig. 

Eine Freundin hat mir vor Kurzem erzählt, dass ihre Cousine schwanger ist. Endlich! Ein absolutes Wunschkind! Jetzt will sie mit ihrem Mann in die Nähe ihrer Eltern ziehen, da dann ja alles einfacher zu organisieren ist. Ihren Job will sie aufgeben und sich einen neuen suchen. Meine erste Frage war: „Hat sie einen befristeten Vertrag oder eine unbefristete Festanstellung?“. Es stellte sich heraus, dass die werdende Mutter einen super Job in unbefristetem Arbeitsverhältnis hat. Mir rutschte nur heraus: „Oh mein Gott, wie kann sie das nur freiwillig aufgeben!“.

In meiner Branche ist es üblich, dass man sich von einem befristeten Vertrag zum nächsten hangelt. Ging ja auch all die Jahre bei mir gut. Aber nach der Geburt meines Sohnes und des ersten Jahres Elternzeit stand ich plötzlich ohne Job da. Ein ganz neues Gefühl für mich. Und wahrlich kein angenehmes. So leicht ließ ich mich aber nicht unterkriegen und fing an zu suchen. Ich hatte noch genügend Kontakte zu alten Kollegen und war guter Dinge schnell wieder einen Job zu finden. Doch meine Suche ließ mich schnell verzweifeln. Ich musste mir Sprüche anhören, wie „Aber dein Kind darf kein Problem sein. Wir haben hier keine Mütter beschäftigt!“ oder „Wer kümmert sich eigentlich um das Kind, wenn du mal länger arbeiten musst? Und das ist bei uns eigentlich Standard!“ Es war eine harte Zeit und ich hätte alles darum gegeben, einen unbefristeten Vertrag zu haben und nach einem oder zwei oder vielleicht auch drei Jahren wieder in meinen alten Job zurückzukehren. Ich weiß, dass auch die Rückkehr in den festen Job nach der Elternzeit nicht einfach ist. Aber es besteht doch eine gewisse Sicherheit, dass man noch einen Job hat, wenn man wieder arbeiten möchte.

Ich hatte Glück und fand eine super Stelle, die mich wirklich ausfüllte. Ich verdiente zwar wesentlich weniger als vor der Geburt meines Sohnes – „Du arbeitest ja jetzt nicht mehr kreativ, sondern mehr organisatorisch. Und du hast ja super Arbeitszeiten und kannst schon um 17 Uhr gehen!“ – aber ich hatte einen Jahresvertrag. Klar ging ich um 17 Uhr. Aber ich kam auch schon um acht und machte keine Mittagspause. Oft arbeitete ich abends von zu Hause oder von unterwegs. Dass ich meinen knapp zweijährigen Sohn bei einer immens teuren Tagesmutter unterbrachte und mich ständig der Gedanke verfolgte, dass eine fremde Frau meinen Sohn öfter sieht, als ich, das interessierte natürlich niemanden. Ich arbeitete auch meine 40 Stunden oder mehr in der Woche. Ich verteilte sie nur anders und arbeitete effektiver als meine Kollegen. Eine ausgiebige Mittagspause und ein netter Plausch beim Kaffee waren da eben nicht drin. Mein Job verlangte viel von mir ab. Oft fuhr ich heulend nach Hause, da Dienstreisen, Redaktionsschluss und krankes Kind einfach zu viel für mich waren. Mein Mann sagte sogar einmal zu mir: „Mir ist es lieber du bist arbeitslos, als dass du dich so kaputt machst!“ Nichtsdestotrotz liebte ich meinen Job und die, wie sich herausstellte, doch sehr kreative Arbeit. Aber der Wunsch nach einem zweiten Kind war auch da. Doch wie sollte es mit zwei Kindern gehen? Mein Vertrag lief bald aus und dann?

Irgendwie wird es schon weiter gehen, ich war mutig und hoffnungsvoll. Ich freute mich auf unser zweites Kind und den geplanten Umzug in meine alte Heimat. Viele Jobs in meiner Branche gab es dort zwar nicht, aber ich sah das eher als eine Chance für einen Neuanfang. Außerdem wohnten meine Eltern ja gleich ums Eck, was sollte da schon schiefgehen? Im Notfall hätte ich ja eine Betreuung. Das erste Jahr genoss ich mit meiner Tochter zu Hause, doch dann wollte ich unbedingt wieder arbeiten. Da die Aussichten wirklich schlecht für mich waren, beschloss ich per Fernstudium eine Zusatzausbildung zu machen. Ich schöpfte wieder neue Kraft und neuen Mut. Und ich wurde auch mutiger in meinen Bewerbungen. Das zahlte sich aus. Ich bekam eine wundervolle Stelle angeboten, viel Verantwortung, Dienstreisen zur Berlinale, zu den Filmfestspielen in Cannes und nach München und Paris. Ein Traumjob – aber nicht für jemanden mit Kindern. Ich musste mir selbst eingestehen, dass dieser Job meine Kräfte und auch meine Leidensfähigkeit überschritt. Wozu habe ich Kinder, wenn ich sie dann nicht mehr sehe? Schweren Herzens, aber guten Gewissens sagte ich ab.

Also aufs Neue wieder Bewerbungsgespräche führen. Was ich mir hierbei teilweise anhören musste, ließ mich immer wieder den Kopf schütteln. Ein potenzieller Chef, der ausdrücklich eine Teilzeitstelle ausgeschrieben hatte, meinte zu mir, dass es kleinen Kindern nicht gut tut, wenn sie frühzeitig fremd betreut werden. "Die entwickeln sich alle zu Psychopathen." Ich dachte ich höre nicht richtig. Natürlich fragte ich ihn, ob er denn eigene Kinder hätte. "Nein, aber neun Geschwister." Da war mir alles klar. Ich zog es vor, das Bewerbungsgespräch abzubrechen und zu meinen Psychopathen nach Hause zu kehren. Ein anderer meinte, dass ich meinen Sohn und meine Tochter doch lieber aus meinem Kindergarten (der liegt übrigens fünf Gehminuten von uns entfernt) herausnehmen soll. Hier in unmittelbarer Nachbarschaft zum Büro gebe es eine Kita, da könne ich die beiden doch unterbringen, dann kann ich auch länger arbeiten. Super Idee. Der hatte sicher auch keine Kinder, denn sonst wüsste er, dass die Vergabe eines Kitaplatzes kein Wunschkonzert ist und Kinder keine kleinen Zinnsoldaten sind, die man einfach mal schnell woanders hinstellt. Außerdem, was ist denn mit der Probezeit? Gibt es die bei Ihnen nicht? Wenn ich die nicht schaffe, dann haben meine Kinder einen Kitaplatz in einer 20 Kilometer entfernten Stadt. Großartig. Sie können dann ja alleine mit der S-Bahn hinfahren.

Also ging die Suche weiter. Einfach aufgeben, das war nicht mein Ding. Ich wollte arbeiten und ich musste arbeiten. Für mich, für meine Kinder, für unsere Familie. Letztendlich haben sich meine Geduld und mein Einsatz ausgezahlt. Ich habe eine Stelle fünf Fahrradminuten von unserer Wohnung entfernt gefunden. Und es nicht nur ein Job, er macht mir auch noch richtig Spaß!

Der Cousine meiner Freundin würde ich aber dennoch raten, überleg dir gut, was du tust. Ich sehe das Problem nämlich nicht darin, einen passenden Betreuungsplatz für ein Kind zu finden. Das Problem liegt eher darin einen passenden Arbeitgeber zu finden, der weiß, was er an einer Mutter als Arbeitskraft hat und uns Frauen auch zutraut, dass wir diese Doppelbelastung Kind und Karriere schaffen. Ich hatte Glück. Und das wünsche ich auch allen anderen Müttern dieser Welt. Gebt nicht auf und gebt euch vor allem nicht mit weniger zufrieden. Glaubt an euch!

Dienstag, 6. August 2013

Hilfe, ein drittes Kind!!!

Als ich bemerkte, dass ich ein drittes Kind habe, war es schon zu spät. Dieses Kind trat unbemerkt, aber dafür umso wuchtiger in mein Leben. 97 kg Geburtsgewicht, 1,86 m Größe, Sprache und Gang schon ausgeprägt, wie soll ich mich dagegen denn wehren? Eigentlich will ich kein drittes Kind, mein Sohn und meine Tochter füllen mich absolut aus. Aber es ist auch nicht so einfach mich von meinem dritten Kind zu trennen, immerhin bin ich mit ihm verheiratet.

Also wirklich, manchmal frage ich mich echt, was mit den Männern los ist? Im Berufsleben stehen sie wortwörtlich ihren Mann. Sind entscheidungsfreudig, selbstbewusst und eigenständig. In den Anfängen meiner Beziehung fand ich es besonders toll, dass ich - die Powerfrau - endlich jemanden gefunden hat, der mal die Dinge in die Hand nimmt, der mir Entscheidungen abnimmt, bei dem ich mich anlehnen kann. Doch nachdem wir zwei Kinder haben, mutiert dieser starke Mann...

"Schatz, kann ich zu meiner blauen Hose, ein grünes T-Shirt anziehen", "Schatz, komm' mal schnell, ich muss dich unbedingt was fragen." (Ich hatte gerade angekündigt, dass ich jetzt koche und keine Zeit habe), "Schatz, legst du mir für die Kleine was zum Anziehen raus!", "Schatz, gibt's noch was zu essen?" (Ja, ich zeige dir gerne wo der Kühlschrank steht. Es nicht so, dass ich meinem Mann nicht auch gerne mal etwas zu essen mache oder ihn in Stylingfragen berate, aber manchmal hege ich echt den Verdacht, dass er sein Gehirn einfach im Büro gelassen hat), "Schatz, ach lass doch, die Kinder sind noch gar nicht müde!" (Nein, sie landeten beim Essen nur fast mit dem Gesicht im Salat!), "Entspann dich Schatz, die Kinder können ruhig noch ein bisschen fernsehen!" (NEIN, denn sie sitzen bereits seit einer halben Stunde vor der Glotze, außerdem ist das nicht KIKA sondern, Super RTL - "Horror Dummy Dummies", oder so ähnlich), "Schatz, kannst du mal schnell, mal eben noch, mal nur ganz kurz..."

HALLO, kannst du vielleicht auch mal selbst, mal schnell, mal eben noch... vielleicht mich ein bisschen bei der Erziehung entlasten??? Ich habe keine Lust dich auch noch mit erziehen zu müssen und dir erklären zu müssen, dass Kinder irgendwann ins Bett müssen. Ja, sie haben unfassbare Energie, aber ich bin ihre Mutter und ich weiß ganz genau, wann sie müde sind und das es jetzt, und zwar genau jetzt Zeit fürs Bett ist. Ich will nicht ständig ermahnen, den Fernseher auszumachen, da zu viel fernsehen den Kindern schadet. Ich will nicht permanent die Spielverderberin sein, die sagt: "Jetzt nicht, jetzt reicht's, jetzt mach bitte, ...".

Also liebster Schatz: Ich liebe dich wirklich, aber bitte werd' wieder ein Mann, ich hab genug mit zwei Kindern zu tun.