Dienstag, 18. November 2014

Mein Sohn, seine Schuhe und ich


Schuhkauf für die Kinder! Der absolut blanke Horror für mich. Aber Minimum zweimal im Jahr muss es sein. Im Frühling und eben jetzt im Herbst, wo wir nach Winterschuhen Ausschau halten. Also packe ich erst den Rabensohn und am nächsten Tag die Rabentochter und mache mich auf in den Schuhladen. Mit beiden zusammen – das verkraften meine Nerven nicht. Schlau wie ich bin, durchstöbere ich tags zuvor ALLEINE den Laden, um eine kleine preisliche und optische Auswahl zu treffen. Meine Beute präsentiere ich dann Rabensohn und meistens fallen gleich zwei drei Paare raus. Nicht cool genug. Also werden die restlichen Paare probiert. 

Ne, der drückt. Ne, der ist nicht schön. Ne, der gefällt nicht. Ja, der is ganz gut. Aber och nö, lieber doch nicht. Hier, der. Den will ich! Ne, Rabensohn, das ist ein dünner Turnschuh, der trotzt Wind und Wetter leider nicht. Den gibt’s nicht. Och Menne, den will ich aber. NEIN. Dann will ich eben überhaupt gar keine Schuhe. Jetzt geht das schon wieder los. Ich habe dazu wirklich keine Nerven. Mein Sohn und seine Klamotten sind ein ganz schwieriges Thema. Aber bei seinen Schuhen hat er echt ne Macke. Im Frühjahr hatten wir ein tolles Paar braune Sneaker gefunden. Aus Leder, preislich auch okay. Da Rabensohn aber nicht mehr als zwei Paar Schuhe besitzt und mit egal, welchen Schuhen kräftig bolzen geht, sahen die Sneakers nach kurzer Zeit ziemlich mitgenommen aus. Also musste ein neues Paar Schuhe her. Das Schuhuniversum war gnädig mit mir und stellte genau das Paar Schuhe, das mein Sohn an seinen Füßen trug in NEU in mein Blickfeld. Und dann auch noch wunderbar reduziert. Also, nicht lang überlegt und gekauft. Doch was tat Rabensohn? Nach einer Woche hatte er schon wieder etwas an dem neuen Paar auszusetzen. „Die drücken!“, „Die sind irgendwie nicht bequem!“, „Die gefallen mir nicht!“. Grrr, das sind genau die Schuhe, die du die letzten vier Monate angehabt hast. Was ist denn jetzt wieder nicht in Ordnung? Ich verstehe es einfach nicht. 

Schuhkauf mit Rabensohn steht inzwischen auf meiner Liste ganz unten. Für diese Saison habe ich gleich eine andere Strategie gewählt: Internet. Ich hab gefühlte 50 Paar Schuhe bestellt. Vorab durfte er am PC auswählen. Als die guten Stücke da waren, wurde probiert und zwei Paar wurden behalten. Meine Strategie ging jedoch nur in so weit auf, dass ich den Nervenzusammenbruch nicht öffentlich im Laden erlitt, sondern zu Hause. Bis zum Frühjahr habe ich ja jetzt genug Zeit mir eine neue Strategie zu überlegen....



Sonntag, 16. November 2014

Des Rabentochter’s neue Kleider....

Rabentochter hat sich ein neues Kleid gewünscht, und da ich neulich mal wieder in meiner Herzensstadt Berlin unterwegs war, machte ich mich auf die Pirsch nach einem neuen Gewand. Das KaDeWe stand auf meiner Liste nicht an erster Stelle, aber da ich mit einem Touri unterwegs war (ich selbst zähle mich arroganterweise nicht dazu, da ich selbst einige Jahre ein Hauptstadtkind war und es sich immer noch jedes Mal wie HEIMKOMMEN anfühlt), gingen wir also in den Tempel der Luxuslust – Das Kaufhaus des Westens. Das KaDeWe ist ehrlich gesagt so überhaupt nicht mein Fall. Ich bin kein Labelfreak und Luxus äußerst sich für mich nicht in sündhaft teurer Kosmetik, astronomisch teuren Handtaschen und Markenkleidung. Aber gut, hier waren wir nun und dann kann man ja auch mal ein bisschen stöbern. Vielleicht entdecke ich ein schönes Stück, was es in unserer kleinbürgerlichen Kleinstadt so nicht gibt. Etwas für ne echte Berlingöre! Und tatsächlich, da hing es – ein Mädchentraum mit Glitzersteinen. Einfacher Schnitt, wunderschöner Stoff und Funkelglitzerglanz all over. 

Gut, es überstieg ein bisschen mein Budget, was ich sonst so für Kleider für eine Vierjährige ausgebe. Da musste ich doch erst mal in mich gehen, bevor ich die Kreditkarte zum Glühen brachte. Ist das jetzt nur ein Teil für sonntags oder kann Rabentochter das gute Stück auch in den Kindergarten anziehen? Normalerweise kaufe ich nichts, was nicht auch im Kindergarten geht. Wenn’s dreckig wird, dann kommt’s eben in die Waschmaschine. Aber dieses Teilchen – ist es wirklich kindergartengeeignet? Hat ja immerhin einen stolzen Preis. Ach, was soll’s! Ein bisschen Luxus muss doch auch mal sein. Also Kreditkarte zücken und her damit. Kostet ja nur 639,- Euro in Größe 116. Ist doch nichts! Machen wir doch mit links. Kann ich doch auf dem Kleidermarkt noch mal gut verkaufen, wenn es in vier bis sechs Monaten zu klein ist. Kein Thema! ... Stopp... Innehalten... Durchatmen.... Und jetzt mal ehrlich: 

GEHT’S NOCH???? Ihr habt doch wohl nen Vogel. Ihr Luxusdesigner, Ihr Kaufhausbetreiber, Ihr Moneteneltern....

Undercover fotografiert - würdet ihr dafür 639,- Euro zahlen? Sind übrigens keine echten Steine!!


Für ein Kinderkleid 639,- Euro auszugeben! Im Leben nicht. Auch wenn ich die Kohle hätte. Im Leben nicht! Wer sich so ein Kleid wirklich leisten kann und es dann auch noch kauft, der hat meinen Respekt nicht verdient. Muss das wirklich sein? Ist es das, was wichtig ist im Leben? Ein Kleid für 639,- Euro? Wenn man vier Jahre alt ist? Hat man da nicht andere Wünsche? Und jetzt dann doch mal ein bisschen Gesellschaftskritik: Was wird denn da vermittelt? "Ach Prinzesschen. macht ja nichts, dass manche Menschen keine 639.- Euro im Monat zum Leben haben. Hauptsache dein Kleid ist schön!"

Und ganz davon abgesehen, dass mich der Preis wahrlich geschockt hat, was mich noch mehr schockt und extrem wütend macht, sind die Looks, die für 3-6-jährige Mädchen angeboten werden. Ein Kostümchen von Dolce und Gabbana  – da sieht dann das Kind aus wie seine eigene Großmutter.



Oder einen hautengen Dress von Philipp Plein  



Billiger geht’s nicht. Und da meine ich jetzt ganz sicher nicht den Preis. Ich stehe auch nicht auf die totale Kinderkleidung, mit Bärchen und Rüschen und Disneyglitzer. Und das Billigste vom Billigsten muss es auch nicht sein. Ich achte auf Qualität und wenn es geht, auch auf einen individuellen Look. Aber die Kleidung meiner Kinder soll vor allem eins sein: bequem und altersgemäß. Und was manche Designer da fabrizieren, grenzt für mich schon an Körperverletzung. Aber noch schlimmer ist es, dass es wirklich Eltern gibt, die ihre dreijährigen Mädchen in solche Fummel stecken. Muss man denn unbedingt aus den Kindern kleine Erwachsene machen? Ganz zu schweigen, von den Signalen, die solche Kleidung aussendet. Und wie soll Kind denn mit so einem Designerstück auf dem Spielplatz das Klettergerüst hochklettern, die Rutsche runterrutschen und im Sand mit Förmchen spielen. Oh ich vergaß, diese Kinder gehen sicher nicht auf öffentliche Spielplätze. Dürfen sie überhaupt richtig spielen? Ich weiß es nicht. Ich kenne niemanden, der so viel Geld hat. Und ehrlich gesagt, wenn ich diese Mode sehe, die im Tempel der Luxuslust angeboten wird, und das wird sie ja auch nur, weil es Abnehmer dafür gibt, dann ist mir mein bescheidenes Dasein viel viel lieber! Mein Leben hängt nicht von einem Designerteil ab, mein Leben hält Wichtigeres für mich bereit. Lieben, Leben, Lachen – und da ist es völlig egal, was man anhat.


Montag, 10. November 2014

Frühförderwahn

Neulich wollte meine vierjährige Rabentochter sich mit einer Kindergartenfreundin zum Spielen verabreden. Gar nicht so einfach. Schwieriger als ne Audienz beim Papst. Montag? Nein, geht nicht. Da ist Schwimmkurs. Dienstag? Oh sorry, da sind wir im Englischkurs. Mittwoch? Ja, da geht es. Oh Moment, da machen wir eine Probestunde in der Ballettschule. Donnerstag geht leider auch nicht, da ist kreatives Malen. Freitag? Ja, Freitag würde eigentlich gehen. Aber nein, das wird dann doch zu viel! Irgendwann muss das arme geforderte, äh geförderte Kind sich ja auch mal ausruhen!

Ich verstehe es nicht. Warum braucht ein vierjähriges Kind einen Malkurs? Warum darf es nicht einfach drauflos malen und seiner Kreativität freien Lauf lassen? Und Englisch? Ganz ehrlich, was lernen die Kinder in einer Stunde Englisch pro Woche? Hello, Goodbye, my name is Lola. Klar sind Fremdsprachen wichtig und vor allem Englisch. Das sehe ich auch so. Aber heutzutage wird ab der 1. Klasse Englisch unterrichtet. Und meiner Meinung nach lernt man eine Fremdsprache sowieso nur wirklich gut im täglichen Gebrauch. Also entweder man wächst zweisprachig auf, geht auf eine bilinguale Schule oder plant einen längeren Aufenthalt im Land. À propos (das ist übrigens französisch ;-) ich habe vor einiger Zeit einen Fernsehbeitrag über das Thema Auslandsaufenthalt gesehen. Ein Achtjähriger, ACHT!, geht für ein Jahr in eine Gastfamilie nach Frankreich um Französisch zu lernen. Zu wildfremden Menschen. Ein Jahr weg von zu Hause. Mit Acht! Ich bekomme das einfach nicht in meinen Kopf hinein. Wie ticken denn die Eltern, die so was erlauben oder gar fördern??? Mit 16 okay, da wollte ich auch für ein Jahr nach Chile. Auf eine Hazienda. Um Spanisch zu lernen. Hat damals nicht geklappt. Mit 19 bin ich dann für ein Jahr nach Paris. Und das war super. Aber mit Acht!!! Niemals würde ich Rabensohn oder Rabentochter so lange weg lassen. Niemals! Aber ich bin ja auch egoistisch und gönne meinen Kinder keine Frühförderung.

Klar, ich will meine Kinder auch in ihren Talenten fördern. Aber vor allem möchte ich ihnen Zeit zum Spielen lassen. Zeit zum Rumtoben. Zeit zum dreckig machen und auspowern. Zeit zum Kuscheln und sich einfach mal langweilen. Und genau dabei rausfinden, wo denn nun eigentlich die Talente liegen. Also das Play-Date haben wir dann erst mal verschoben und sind auf den Spielplatz gegangen. Und oh Wunder: Wir haben da sogar ein paar andere Kinder getroffen, die auch noch Zeit zum Spielen hatten!

So zockt Rabentochter ihre Rabeneltern im Memory ab!