Montag, 20. Juli 2015

Das Outfits des Grauens

Hin und wieder machen Rabenoma und Rabentochter einen Shopping-Trip. Normalerweise versuche ich davor genau zu beschreiben, was Rabentochter outfitmäßig gerade brauchen könnte. Um eventuelle Geschmacksverirrungen schon im Vorfeld auszuschließen. Wie ich heute feststellen musste, gelingt das leider nicht immer. Eigentlich sollte Rabentochter einen schönen Sommersonnenstrohhut für den nahenden Strandurlaub bekommen. Doch den gab's leider nicht mehr. Aber damit gab sich Rabentochter allem Anschein nach nicht zufrieden. Wenn sie schon mal mit Oma auf Shopping-Tour war, so wollte sie nicht mit leeren Taschen nach Hause kommen. Wäre mir aber bedeutend lieber gewesen. Denn als Rabentochter freudestrahlend im neu erstandenen Outfit zur Tür hereinkam, fiel mir die Kinnlade runter. Vor mir stand das fleischgewordene Outfit des Grauens. Vom Muster und den Farben bekam ich Augenkrebs. Doch damit nicht genug. Ein Blick auf das Etikett ließ sofort Pusteln und juckenden Ausschlag auf meiner Haut sprießen. 100 % Polyester. Oma blickte mich nur entschuldigend an und versuchte sich zu verteidigen. Rabentochter meinte, sie bräuchte dieses Outfit unbedingt für den Strand. Das würde ihr doch so gut stehen (O-Ton).  Mir hatte es bei Rabentochters Anblick schlichtweg die Sprache verschlagen. Und auf ein Bild vom Outfit des Grauens werde ich bewusst verzichten. Denn mein einziger Trost ist, dass Rabenoma die aktuelle Größe von Rabentochter nicht weiß und das Outfit fast schon zu klein ist. Ich werde es also nur diesen einen Sommer aussitzen müssen. Und danach wandert es schnurstracks auf ebay. Denn Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden….

Samstag, 18. Juli 2015

Ich mach mein Ding!

Und wieder liegt ein wirklich anstrengender Tag hinter mir. Ich komme nach Hause und sehne mich nach meiner Couch und meiner Lieblingsfernsehsendung. Mich einfach berieseln lassen. Abschalten. Gut okay, die Kinder wollen auch irgendwann bespaßt werden. Aber nein, ich kann jetzt nicht. Ich knalle meine Tasche in die Ecke, gebe Schatzi einen Kuss und schalte die Glotze an. Klar, dass die Kinder wie die Motten um das Licht tanzen. Die Glotze zieht sie magisch an. Gerade eben noch haben sie schön gespielt und jetzt sitzen sie neben mir und starren in den viereckigen Kasten. Ist doch egal, Hauptsache Ruhe. Endlich ist es Zeit fürs Abendessen. Auf dem Weg zum Esstisch stolpere ich über die Tasche mit den restlichen Badesachen, die da seit Tagen rumsteht. Ach, soll sie doch jemand anderes aufräumen. Ich kann ja einen Bogen drum herum machen. Nach dem Essen schnell die Kinder ins Bett gebracht. Na ja ein Kind, der Große kann das ja auch schon alleine. Und dann wieder nichts wie ab vor die Glotze. Da steht Schatzi in der Tür und klagt über Kopf und Gliederschmerzen. Nein, nicht auch noch das, denke ich bei mir. Ich will mich nicht auch noch kümmern müssen. Einfach den Ton vom Fernseher etwas lauter gedreht. Wird schon wieder, Schatzi! Endlich habe ich meine Ruhe. Alle schlafen. Ich zappe mich durch die halbe Nacht. Ach, bleib ich morgen einfach ein bisschen länger liegen, Schatzi kann sich ja um die Kinder kümmern. Das bisschen Fieber und der leichte Schüttelfrost, so schlimm wird's schon nicht sein. Ich drehe mich noch mal um und gleite hinüber in sanfte Träume. Ich sollte mal wieder ein bisschen Sport machen. Also schnell angemeldet zur nächsten Sportveranstaltung. Dumm nur, dass ich dafür einen Tag freinehmen muss. Ich erinnere mich vage daran, dass Schatzi auch mal etwas erwähnt hat, von "Tag freinehmen", "gemeinsam ohne Kinder etwas unternehmen", "Zeit zu zweit". Ach, nicht so wichtig. Ich will Sport machen! Dumm nur, dass ausgerechnet an dem Tag Schatzi länger arbeiten muss. Wer soll sich denn jetzt um die Kinder kümmern? Ach, wird schon irgendwie gehen. Oma ist ja auch noch da. Ist doch schön, wenn man so eine tolle Familie hat, wo alle mithelfen. Ach geht's mir gut. Ein interessanter Job, der alles abverlangt, tolle Kinder und noch genügend Zeit für mich. Herrlich. Es ändert sich nichts, wenn man Familie hat. Es wird alles noch schöner. Aber sonst ändert sich gar nichts. Ich mach mein Ding! Denn: Ich bin ein Mann!

Dienstag, 14. Juli 2015

Schlafenszeit - und Action!

Jeden Abend dasselbe Spiel. Ich bereite die Kinder langsam und Schritt für Schritt darauf vor, dass jetzt gleich Schlafenszeit ist. Wir sprechen ruhiger, schauen uns Bücher an, lesen vor, hören vielleicht noch ein bisschen sanfte Musik. Ballspielen, rumtoben, laut sein… das alles hat jetzt Feierabend. Schlafanzug an, Zähne geputzt, Gesicht gewaschen und noch schnell ein letzter Pippigang. Die Rabenkinder liegen mit müden Augen gähnend in ihren Betten. Ich freue mich schon auf mein Date mit der Couch und die ruhigen Stunden am Abend. Doch dann… Rabenvater kommt nach Hause. Wie ein Bulldozer prischt er durch das Kinderzimmer: "Hallo hier bin ich! Lasst uns spielen!" Und meine ganze Abendzeremonie war für'n A…. Warum machen die Männer das immer? Klar haben sie die Kinder den ganzen Tag lang nicht gesehen und wollen jetzt auch noch was von ihrem Nachwuchs haben. Aber muss es denn immer Action sein. Geht das nicht auch ruhig und sanft und mit Weitblick auf den bevorstehenden Schlaf. NEIN. Krawall! Toben! Noch mal richtig aufdrehen! Macht doch nichts! Doch macht schon was. ICH sitze nachher eine halbe Stunde an Rabentochters Bett und halte Händchen, weil sie keine Ruhe findet. ICH stehe später fünfmal von der Couch auf, weil Rabensohn im Wohnzimmer steht und jammert "Ich kann nicht schlafen!" Komisch. Warum nur? Das Toben, Aufdrehen und Spaß haben wird auf meinem Rücken ausgetragen. Und das ärgert mich. Und genau deswegen bin auch immer ich der Spaßverderber. Denn ICH muss zusehen, wie ich die Kinder nach diesem Tohuwabohu ins Bett bekomme. Rabenvater hockt auf der Couch und zappt sich durch die Kanäle. Er hat ja jetzt Feierabend. Ja, den hätte ich auch schon vor einer Stunde gehabt. Wäre nicht der Bulldozer gekommen!

Donnerstag, 9. Juli 2015

Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Kind? NIE!


Das Max-Planck-Institut hat jetzt in einer Studie herausgefunden, dass die magische Zahl für das erste Kind jenseits der 34 liegt. Mich haben die aber nicht gefragt! Das soll also der richtige Zeitpunkt für ein Kind sein? Höre ich doch sonst immer, dass es den eigentlich gar nicht gibt. Ich glaube den gibt es schon, nur wir wissen ihn nicht. Und auch die wissenschaftlichen Forschungen können mich da nicht so recht überzeugen. Hätte ich mit Anfang 20 Kinder bekommen, dann wäre ich jetzt fein raus. Die Kinder aus dem Haus. Ich könnte mich meinem Leben widmen. Nicht für die Familie opfern. Aber würde ich das tun? Hätte ich noch Lust auf Disko und Tralala? Ich glaube kaum, denn mein Alter wäre dasselbe. Ich denke schon, dass vieles einfacher ist, wenn man jung Kinder bekommt. Die Energie ist eine andere. Früher konnte ich die Nacht zum Tage machen und war dennoch am nächsten Tag einsatzbereit und fit. Heute falle ich um halb elf todmüde ins Bett und fühle mich am nächsten Morgen immer noch so. Oder lieber richtig spät Kinder bekommen? So mit Anfang 40. Wenn man schon viel erlebt und gesehen hat. Die Nächte in den Clubs ausgekostet hat, Karriere gemacht hat, geliebt, gelebt, gelitten hat? Gelassener den Herausforderungen des Alltags entgegentreten kann? Ich weiß es nicht. Ich möchte jetzt mit 44 kein Kind mehr. Ich bin froh, dass das Windelwechseln, Popo abwischen und der Schlafmangel in der Nacht ein Ende haben. Langsam fange ich wieder an mich um mich zu kümmern. Die Kinder beschäftigen sich, sind bei Freunden, beim Sport oder in Kindergarten und Schule. Und wenn neben Job und Familie ein bisschen Zeit bleibt, dann bin ich mal dran. Ist auch dringend nötig. Denn ja, man wird nicht jünger. Und ich merke, dass ich einfach mehr Regenerationsphasen brauche. Ich bin überzeugt, mein optimaler Zeitpunkt für ein Kind wäre Anfang 30 gewesen. Studium beendet, die ersten Schritte auf der Karriereleiter erklommen, Nächte durchzecht, ein bisschen die Welt gesehen, bereit für ein Kind. Tja, das Leben ist aber kein Wunschkonzert. Der passende Mann war damals einfach nicht vorhanden. Und den braucht es eben auch für ein Kind. So musste ich mich noch ein paar Jahre gedulden. Was ich nicht bereue, sondern bedauere. Vielleicht wären aus den zwei Rabenkindern dann drei geworden. Vielleicht wäre ich gelassener und nicht immer so müde. Vielleicht würden mich die Zukunftsängste nicht so plagen. Wenn ich 60 bin, dann ist Rabentochter mit der Schule fertig. Und was wäre gewesen, wenn ich mit Anfang 20 Kinder bekommen hätte? Wäre das besser gewesen? Ich werde es nie erfahren. Denn es gibt immer nur einen Weg. Der, der für dich bestimmt ist und den du gehst. Deswegen gibt es keinen falschen Zeitpunkt für ein Kind. Es gibt nur den individuell richtigen. Sei es mit 20, 31 oder 42!


Montag, 6. Juli 2015

Frauenversteher

Lieber Rabensohn,

ich habe eine Bitte an dich. Die Zeit vergeht so schnell. Lang wird es nicht mehr dauern, dann sprießen die ersten Bartstoppeln und aus meinem kleinen Racker wird ein Teenager und dann ein Mann. Auf diesem Wege werde ich dich begleiten und ich möchte dir den bestmöglichen Start ins Erwachsenenleben geben. Dazu gehört auch der richtige Umgang mit dem anderen Geschlecht. Ich kann dir folgenden Rat nur wärmstens ans Herz legen: Lieber Rabensohn, werde ein Frauenversteher! Auch wenn einige aus deiner Spezies das vielleicht als Schimpfwort ansehen und dich damit aufziehen werden, sei stark, werde ein Frauenversteher! Und ich verspreche dir, die Frauen werden dich dafür lieben. Dein Leben wird weniger anstrengend, du wirst die tollsten und ehrlichsten Frauen kennenlernen und eine glückliche Beziehung haben. Schau nur, es ist nicht schwer. So kompliziert sind wir Frauen doch gar nicht. Wir wollen nur ernst genommen werden, wertgeschätzt, mit Respekt behandelt und verstanden werden. Wenn wir uns mal wieder über unsere Figur beklagen, dann wollen wir aus dem Mund eines Mannes bestimmt nicht hören "Dann solltest du mal wieder Sport machen!" Wir wollen hören, dass wir toll aussehen und der Mann uns sexy findet, egal wie viele Kilos gerade mal wieder zu viel sind. Wenn wir Stress im Job haben, dann wollen wir keine guten Ratschläge von euch Männern haben, sondern eine starke Schulter zum Anlehnen und Ausheulen. Und glaube mir, lieber Sohn, es tut nicht weh, über Gefühle zu sprechen. Und es ist auch nicht unmännlich. Im Gegenteil. Ein Mann, der seine Gefühle zeigt, der um eine Frau kämpft, der ist einfach unwiderstehlich sexy. Trau dich nur! Du kannst nur gewinnen. Ein Frauenversteher hört zu, wenn SIE redet, und zappt sich nicht durch die Palette der vorhandenen Fernsehprogramme. Ein Frauenversteher bringt Blumen mit. Einfach so und nicht weil gerade Geburtstag oder Muttertag ist. Liebster Sohn, selbst ist der Mann. Also schnall die Küchenschürze um und stell dich an den Herd. Frauen lieben es, von ihrem Liebsten bekocht zu werden. Natürlich kalorienarm und nicht zu schwer verdaulich. Aber das versteht sich ja für einen Frauenversteher wie dich von selbst. Und kritisiere sie nicht beim Autofahren. Darauf reagieren Frauen ein bisschen empfindlich. Vielleicht sind wir beim Autofahren etwas vorsichtiger als ihr. Aber egal, beiß dir auf die Zunge. Irgendwie wird SIE schon mit ihrem Kleinwagen in die Lkw-große Parklücke reinkommen. Und auch wenn du nicht verstehen kannst, wie sie stundenlang mit ihrer Freundin am Telefon quatschen kann, obwohl sie sich erst eine Stunde zuvor im Café getroffen haben, tu einfach so, als sei es das Normalste der Welt. Gönn ihr die Kicherstunden mit ihren Freundinnen, gönn ihr das ausgiebige Schönheitsbad und räum in der Zeit einfach mal die Waschmaschine aus. Sie wird es dir danken und dich mal wieder mit den Jungs auf den Fußballplatz gehen lassen. Aber übertreib nicht! Jedes Wochenende muss ja nun wirklich nicht sein. Schenke ihr ein paar gemütliche Stunden zu Hause bei Kerzenschein und romantischer Musik. Auch wenn dir eher nach Neonlicht und knalligen Beats, als nach diesem Funkelkerzen-Romantik-Scheiß ist. Frauen stehen darauf. Also lieber Rabensohn, denke an meine Worte, wenn du groß und stark und verliebt bist: Hat Frau erst mal einen Frauenversteher an der Angel, will sie ihn so schnell nicht mehr hergeben. Und sie wird auch etwas mehr Verständnis für deine Touren mit den Jungs, deine rüden Witze und dein nächtliches Geschnarche aufbringen.