Manchmal entsteht hier sicher der Eindruck, dass ich nicht
gerne Mutter bin. Eine Rabenmutter, die mehr an sich denkt, als an ihre Kinder,
bin ich ja eh. Aber nur, weil ich eine Rabenmutter bin und auch meine
Bedürfnisse ernst nehme, heißt das nicht, dass ich meine Kinder nicht liebe.
Klar, schreibe ich oft davon, dass alles anstrengend ist und dass mich die
beiden Rabenkücken nerven und nur Stress machen und ohne sie alles einfacher
wäre. Stimmt ja auch. Aber wäre es auch schöner?? Oft überlege ich und male mir
aus, wie es in einem anderen Leben ohne Kinder wäre. Ich könnte reisen, mehr
Kultur erleben, würde mein Geld nur für meine Klamotten ausgeben und wäre ganz
sicher freier. Und auch weniger gestresst. Aber wäre ich das wirklich? Wäre ich
nicht um viel Glück und Erlebnisse und Kuscheleinheiten ärmer? Man weiß es
nicht. Vielleicht würde ich dieses kinderlose Leben genießen, denn manchmal
beneide ich sie schon, unsere Freunde ohne Kinder. Aber vielleicht würde ich in
meinem dritten Leben dann eine Großfamilie gründen, weil mir Kinder so sehr
fehlen. Aber ich bin keine Katze. Ich habe keine sieben Leben. Ich habe nur
dieses Eine. Und das muss ich mir eben so schön wie möglich machen. Mit
Kindern. Sicher ohne wäre es einfacher. Es gäbe keine durchwachten Nächte,
keine Trotzphase, keine Machtkämpfe mit einem Sechsjährigen, keine
Diskussionen, wie viel Schokolade am Tag noch gesund ist und wie viel ungesund,
es gäbe keine Verantwortung. Aber es gäbe auch keine kleinen Arme, die sich
voller Liebe um den Hals legen, keine Streicheleinheiten und Komplimente, wie
nur Kinder sie machen können. Und es tut auch gut, die Welt mit Kinderaugen zu
sehen und sich dem Rhythmus der Kinder anzupassen und alles Mal etwas langsamer
anzugehen. Sich in eine Sache zu vertiefen und nicht immer alles gleichzeitig
zu machen. Sich Zeit für die wesentlichen Dinge zu nehmen. Und auch wenn ich
oft über meine Kinder schimpfe und am Rande der Verzweiflung bin, weil sie
motzen und zetern und schimpfen und einfach nicht hören, heute war ein guter
Tag.
Mein Sohn hat mich heute sehr stolz gemacht. Ich war mit ihm
in Bachs Weihnachtsoratorium (eine Version für Kinder) und er hat es im
Gegenteil zu seinen Freunden geschafft, eine Stunde lang ruhig zu sitzen und
der Musik zu lauschen. Nach dem Konzert sagte er zu mir: „Mama, das war
wunderschön!“. Gestern noch hatten wir uns mal wieder kräftig in den Haaren und
haben nur gestritten. Aber als ich bei unserer Heimkunft in den Briefkasten
geschaut habe, da lag ein Brief von meinem Erstklässer, der mich ganz rührig
machte.
"Liebe Mama, es tut mir Leid mit gestern" |
Oh das ist echt schön... du hast auch ganz tolle Rabenkinder :) Ich frag mich auch manchmal ob ich ohne Kinder besser dran wäre aber dann denke ich wieder dran wie leer das Leben ohne sie war... also, Augen zu und die schönen Momente genießen.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Janina