Mittwoch, 16. April 2014

Die Bilderbuchfamilie


Jeder kennt sie doch. Hat sie beim Stadtbummel oder im Urlaub schon mal gesehen: Die Bilderbuchfamilie. Mama, Papa, zwei Kinder (im Besten Falle Junge und Mädchen) und vielleicht noch einen süßen Hund dazu. Mama und Papa immer fröhlich lächeln und geduldig im Umgang mit den Kleinen. Aber die Kleinen sind ja sowieso gut erzogen und müssen kaum gerügt werden. Familie Bilderbuch ist hübsch, gut angezogen und Flecken haben keine Chance. Ach, ja. So eine tolle Familie – das sind wir nicht! Aber ehrlich, wenn man mal hinter die Fassade von Familie Bilderbuch schaut, dann bröckelt einiges. Meine Freundin kennt auch so eine Familie. Tolles Haus, tolles Auto, toller Job, tolle Kinder. Aber wie sieht es wirklich aus? Kinderlachen, Knuddeln und Kissenschlacht – Fehlanzeige. Mama ist frustriert, weil sie ihren Job aufgegeben hat, und flüchtet sich in die Esoterik. Papa rackert sich ab, damit der äußere Schein gewahrt werden kann. Und die Kinder? Die trauen sich nicht zu spielen und zu toben. Die teuren Klamotten könnten ja dreckig werden oder kaputt gehen.

Oder nehmen wir mal eine Familie aus der Nachbarschaft. Mama Bilderbuch hat gleich fünf Bilderbuchkindern das Leben geschenkt. Aber dennoch eine Topfigur wie Heidi Klum. Das Haus sieht aus wie aus der aktuellen „Schöner Wohnen“ – Ausgabe und Papa ist ein wichtiger Kreativer in der hippen Werbebranche. Ja, so sieht es aus. Wie ist es wirklich? Die Kinder wollen mit Papa nix mehr zu tun haben. Der schaut nämlich gerne mal fremd. Mal die süße Praktikantin, die seine Tochter sein könnte oder die alleinerziehende Mutter der Kindergartenfreundin. Treu kann er nicht sein. Und so bricht das Kartenhaus der Familie „Bilderbuch“ gerade zusammen.

Ich bin sicher: Es gibt sie nicht, die Bilderbuchfamilie. Jede Familie hat doch irgendetwas, was nicht so gut läuft. Oder Probleme, die es zu bewältigen gibt. Vielleicht auch ein Geheimnis, das schwer auf allen lastet. Deswegen lasse ich keinen Neid aufkommen auf die vermeintliche Bilderbuchfamilie. Denn wenn man uns so durch die Stadt laufen sieht, denken vielleicht auch viele: „Ach, was für eine Bilderbuchfamilie!“ Süße, wohlerzogene Kinder, Händchen haltende Eltern und kein lautes Wort. Ja, so sieht es bei uns manchmal aus. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. In einem guten Moment! Bei uns ist auch nicht immer alles rosig. Da wird schon mal rumgeschrien. Da knallen schon mal Türen. Und die Klamotten sitzen auch nicht immer perfekt oder passen zusammen. Aber was soll’s. Wir sind, wie wir sind, und müssen keine Fassade aufrechterhalten. Und das macht uns viel mehr Spaß, als immer perfekt zu sein.

Dienstag, 15. April 2014

Notiz am Rande - Bankvertrauen 2.0

Seit letztem Jahr geht Rabensohn ja nun zur Schule. Und seit dem bekommt er auch jede Woche ein kleines Taschengeld. Und da Rabensohn ein sparsamer Mensch ist und sein Geld hortet, kam jetzt auch schon einiges zusammen. Also wollte ich, dass Rabensohn seine Moneten zur Bank bringt und auf sein Konto einzahlt, damit er sich später mal einen größeren Wunsch erfüllen kann. Doch Rabensohn weigerte sich. Das Geld sollte lieber in seiner Nachtischschublade ruhen. Auf meine Nachfrage, warum wir es denn nicht zur Bank bringen können, bekam ich folgende Antwort: "Wenn wir das Geld zur Bank bringen, dann ist es weg und ich bekomme es nie wieder!" Ach, welch Wahrheit doch aus deinen Worten spricht, mein lieber Sohn!

Montag, 14. April 2014

"Das hat sie von dir!"

Diesen Spruch muss ich mir von meinem Mann immer dann anhören, wenn Rabentochter mal wieder wegen einer Kleinigkeit einen hysterischen Anfall bekommt. "Sie ist genau so eine Drama-Queen, wie du!" Wusch. Jetzt hat er es mir aber gegeben. Aber ich hole zum Gegenschlag aus. Immer dann, wenn Rabensohn seinen Willen nicht bekommt und beleidigt die Arme vor der Brust verschränkt, ertönt von meiner Seite ein lautes "Wie der Papa!" durch den Raum.

Natürlich stelle ich mir oft die Frage, was haben meine Kinder von mir geerbt? Was haben sie sich vielleicht bei mir abgeschaut? Und was ist ihr ganz eigener Charakter? Und wie ist das mit dem Aussehen? Wer sieht wem ähnlich? Mein Mann jedenfalls kann seine Kinder nicht verleugnen. Gleiche Nase, gleiche Augenfarbe, gleiche Füße. Eindeutig Papa.


Rabensohn sieht sonst allerdings mir ziemlich ähnlich, Rabentochter sieht aus wie Schwiegermutter. Na ja, ich hab Glück. Denn schlecht sieht sie nicht aus, die Schwiegermama. Aber wie ist das denn nun mit den Charaktereigenschaften? Rabentochter kommt mehr nach mir: Fröhlich, willensstark und mutig. Aber auch unordentlich. Und wenn sie ihren Willen nicht bekommt, dann fließen auch schon mal die Tränen. Rabensohn ist mehr wie Papa. Einfühlsam und fürsorglich, aber auch sehr schnell beleidigt. Oft wünschte ich mir meine Kinder wären weniger anstrengend. Doch dann erinnere ich mich an meine Kindheit. Ich war wissbegierig und neugierig. Ich habe viel hinterfragt und viel Neues ausprobiert. Und schlafen... das war nicht so mein Ding. Tja, und so sind meine Kinder auch. Selbst schuld! Hab ich ihnen eben mit in die Wiege gelegt. Und Papa hat auch noch was dazu gelegt. Und das ist manchmal nicht so einfach. Doch dann freue ich mich umso mehr, wenn ich unsere positiven Charaktereigenschaften in unseren Kindern wieder entdecke. Oder wenn ich mich in einer Mimik meiner Tochter wieder erkenne. Oder wenn Rabensohn mich mit diesem ganz gewissen Ausdruck in den Augen anschaut. Dann habe ich das Gefühl eines meiner Kinderfotos zu betrachten. Und das ist ja das Schöne, dass wir uns in unseren Kindern wieder erkennen und das sie uns auch manchmal den Spiegel vor die Nase halten. Und so sollten wir die ein oder andere ungeliebte Charaktereigenschaft nicht verurteilen, sondern hinnehmen und uns sagen: "Ja, das hat das Kind von mir!"


Ein Kinderfoto von mir

Es gibt zum Thema genetisch vererbtes Aussehen eine tolle Fotostrecke des Fotografen Ulric Colette. Verblüffend, wie ähnlich wir doch unseren Eltern oder Geschwistern sehen.

Samstag, 12. April 2014

Veränderung

Alles neu macht der Mai! So auch bei mir. Ich probiere mich, was das Design des Blogs angeht, gerade ein bisschen aus. So richtig zufrieden bin ich noch nicht und deswegen werde ich in nächster Zeit ein bisschen experimentieren. Inhaltlich behalte ich meinen Stil bei. Da gibt es nichts zu verändern. Mal schauen, wo die Reise Layoutmäßig hinführt....

Freitag, 11. April 2014

Ich bin dann mal weg!


Ich packe meine Koffer und gehe. Ich verlasse meine Familie. Ich hab die Schnauze voll. Jeden Tag „Mama hier, Mama da, Mama überall“. Ich will nicht mehr. Ich mach’s jetzt wie die Männer. Ja, Aufschrei! Ich weiß, es gibt viele Väter, die darum kämpfen ihre Kinder zu sehen und die sich kümmern wollen. Aber sorry Jungs, es gibt leider noch mehr, die ihre Familie einfach im Stich lassen. Weil ihnen alles zu viel wird, weil sie ihre Freiheit wieder zurück wollen, weil sie keinen Bock mehr haben. Ja, und so geht es mir jetzt auch. Ich will nicht mehr. Rabenmutter! Wie kann sie nur? Ihre Kinder einfach so im Stich lassen? Hat sie denn kein Herz? Warum stellen sich bei einer Frau diese Fragen? Warum wird so ein Verhalten bei Vätern akzeptiert. Okay, nicht gut geheißen. Aber akzeptiert. Ich habe in meinen Freundes- und Bekanntenkreis genug Beispiele von Vätern, die sich überhaupt nicht mehr für ihre Kinder interessieren, über Väter, die ihre Kinder nur dann nehmen, wenn es ihnen gerade in den Kram passt, über Vätern, die sich alle paar Wochen mal melden. Wenigstens das! Und wenn eine Mutter geht, dann ist sie herzlos, verachtenswürdig, ausgestoßen. Ja, auch Frauen machen das. Verlassen ihre Familien. Weil sie sich selbst verwirklichen wollen. Weil sie einen anderen Mann kennenlernen, der keine Familie will. Weil sie einfach nicht mehr können. Aber meist sind es nun mal die Männer, die mit ihren Kindern nichts mehr zu tun haben wollen. Woran liegt das? In der Evolution? Eine Frau weiß: Ja, das ist mein Kind. Ich habe es in mir getragen. Ich habe es geboren. Ein Mann, der weiß nicht wirklich, ob es sein Kind ist. Außer er hat einen Vaterschaftstest gemacht oder die äußeren Merkmale lassen einfach nichts anderes zu. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass die Männer nicht diese intensive Verbindung zu ihren Kindern haben, wie die Frauen. Okay, es gibt sicher Ausnahmen. Das glaube ich schon, aber die Statistik sieht leider anders aus. Viele Männer verlassen ihre Frauen und ihre Kinder gleich mit. Männer, die über zehn Jahre mit ihren Kindern zusammengelebt haben, Vorzeigeväter waren, melden sich plötzlich nur noch alle paar Wochen bei den Kindern. Warum tun sie das?? Und wer ist der Blöde? Ja, die Mutter! Die muss es nämlich ausbaden. Darf nicht schlecht über den Vater sprechen, obwohl sie ihm am liebsten den Hals umdrehen würde. Muss alles alleine regeln und kriegt den ganzen Frust der Kinder ab. Gerecht ist das nicht. Und dann wird sie auch noch geächtet, weil sie alleinerziehend ist. Bekommt den schlechteren Job, die schlechtere Wohnung und auf einen neuen Mann kann sie auch nur hoffen. Geht aber mal eine Frau, dann geht ein Raunen durch die Gesellschaft. Wie kann sie nur? So eine Rabenmutter! Die hat kein Herz! Der arme Mann! Auch hier haben wir nicht die gleichen Rechte, wie die Männer. Und deswegen gehe ich jetzt. Soll er doch sehen, wie er zurechtkommt. Allein. Mit zwei Kindern, dem Haushalt und dem Job. Mir doch egal. Ich ruf mal an. Irgendwann. Und wenn ich mal was übrig hab, dann überweis ich auch mal was. Aber bis dahin.... genieß ich meine Freiheit. Lass es krachen. Bin mal ganz für mich und kümmer mich nicht. Und sei es nur für ein verlängertes Wochenende mit meiner besten Freundin ;-)