Dienstag, 18. November 2014

Mein Sohn, seine Schuhe und ich


Schuhkauf für die Kinder! Der absolut blanke Horror für mich. Aber Minimum zweimal im Jahr muss es sein. Im Frühling und eben jetzt im Herbst, wo wir nach Winterschuhen Ausschau halten. Also packe ich erst den Rabensohn und am nächsten Tag die Rabentochter und mache mich auf in den Schuhladen. Mit beiden zusammen – das verkraften meine Nerven nicht. Schlau wie ich bin, durchstöbere ich tags zuvor ALLEINE den Laden, um eine kleine preisliche und optische Auswahl zu treffen. Meine Beute präsentiere ich dann Rabensohn und meistens fallen gleich zwei drei Paare raus. Nicht cool genug. Also werden die restlichen Paare probiert. 

Ne, der drückt. Ne, der ist nicht schön. Ne, der gefällt nicht. Ja, der is ganz gut. Aber och nö, lieber doch nicht. Hier, der. Den will ich! Ne, Rabensohn, das ist ein dünner Turnschuh, der trotzt Wind und Wetter leider nicht. Den gibt’s nicht. Och Menne, den will ich aber. NEIN. Dann will ich eben überhaupt gar keine Schuhe. Jetzt geht das schon wieder los. Ich habe dazu wirklich keine Nerven. Mein Sohn und seine Klamotten sind ein ganz schwieriges Thema. Aber bei seinen Schuhen hat er echt ne Macke. Im Frühjahr hatten wir ein tolles Paar braune Sneaker gefunden. Aus Leder, preislich auch okay. Da Rabensohn aber nicht mehr als zwei Paar Schuhe besitzt und mit egal, welchen Schuhen kräftig bolzen geht, sahen die Sneakers nach kurzer Zeit ziemlich mitgenommen aus. Also musste ein neues Paar Schuhe her. Das Schuhuniversum war gnädig mit mir und stellte genau das Paar Schuhe, das mein Sohn an seinen Füßen trug in NEU in mein Blickfeld. Und dann auch noch wunderbar reduziert. Also, nicht lang überlegt und gekauft. Doch was tat Rabensohn? Nach einer Woche hatte er schon wieder etwas an dem neuen Paar auszusetzen. „Die drücken!“, „Die sind irgendwie nicht bequem!“, „Die gefallen mir nicht!“. Grrr, das sind genau die Schuhe, die du die letzten vier Monate angehabt hast. Was ist denn jetzt wieder nicht in Ordnung? Ich verstehe es einfach nicht. 

Schuhkauf mit Rabensohn steht inzwischen auf meiner Liste ganz unten. Für diese Saison habe ich gleich eine andere Strategie gewählt: Internet. Ich hab gefühlte 50 Paar Schuhe bestellt. Vorab durfte er am PC auswählen. Als die guten Stücke da waren, wurde probiert und zwei Paar wurden behalten. Meine Strategie ging jedoch nur in so weit auf, dass ich den Nervenzusammenbruch nicht öffentlich im Laden erlitt, sondern zu Hause. Bis zum Frühjahr habe ich ja jetzt genug Zeit mir eine neue Strategie zu überlegen....



Sonntag, 16. November 2014

Des Rabentochter’s neue Kleider....

Rabentochter hat sich ein neues Kleid gewünscht, und da ich neulich mal wieder in meiner Herzensstadt Berlin unterwegs war, machte ich mich auf die Pirsch nach einem neuen Gewand. Das KaDeWe stand auf meiner Liste nicht an erster Stelle, aber da ich mit einem Touri unterwegs war (ich selbst zähle mich arroganterweise nicht dazu, da ich selbst einige Jahre ein Hauptstadtkind war und es sich immer noch jedes Mal wie HEIMKOMMEN anfühlt), gingen wir also in den Tempel der Luxuslust – Das Kaufhaus des Westens. Das KaDeWe ist ehrlich gesagt so überhaupt nicht mein Fall. Ich bin kein Labelfreak und Luxus äußerst sich für mich nicht in sündhaft teurer Kosmetik, astronomisch teuren Handtaschen und Markenkleidung. Aber gut, hier waren wir nun und dann kann man ja auch mal ein bisschen stöbern. Vielleicht entdecke ich ein schönes Stück, was es in unserer kleinbürgerlichen Kleinstadt so nicht gibt. Etwas für ne echte Berlingöre! Und tatsächlich, da hing es – ein Mädchentraum mit Glitzersteinen. Einfacher Schnitt, wunderschöner Stoff und Funkelglitzerglanz all over. 

Gut, es überstieg ein bisschen mein Budget, was ich sonst so für Kleider für eine Vierjährige ausgebe. Da musste ich doch erst mal in mich gehen, bevor ich die Kreditkarte zum Glühen brachte. Ist das jetzt nur ein Teil für sonntags oder kann Rabentochter das gute Stück auch in den Kindergarten anziehen? Normalerweise kaufe ich nichts, was nicht auch im Kindergarten geht. Wenn’s dreckig wird, dann kommt’s eben in die Waschmaschine. Aber dieses Teilchen – ist es wirklich kindergartengeeignet? Hat ja immerhin einen stolzen Preis. Ach, was soll’s! Ein bisschen Luxus muss doch auch mal sein. Also Kreditkarte zücken und her damit. Kostet ja nur 639,- Euro in Größe 116. Ist doch nichts! Machen wir doch mit links. Kann ich doch auf dem Kleidermarkt noch mal gut verkaufen, wenn es in vier bis sechs Monaten zu klein ist. Kein Thema! ... Stopp... Innehalten... Durchatmen.... Und jetzt mal ehrlich: 

GEHT’S NOCH???? Ihr habt doch wohl nen Vogel. Ihr Luxusdesigner, Ihr Kaufhausbetreiber, Ihr Moneteneltern....

Undercover fotografiert - würdet ihr dafür 639,- Euro zahlen? Sind übrigens keine echten Steine!!


Für ein Kinderkleid 639,- Euro auszugeben! Im Leben nicht. Auch wenn ich die Kohle hätte. Im Leben nicht! Wer sich so ein Kleid wirklich leisten kann und es dann auch noch kauft, der hat meinen Respekt nicht verdient. Muss das wirklich sein? Ist es das, was wichtig ist im Leben? Ein Kleid für 639,- Euro? Wenn man vier Jahre alt ist? Hat man da nicht andere Wünsche? Und jetzt dann doch mal ein bisschen Gesellschaftskritik: Was wird denn da vermittelt? "Ach Prinzesschen. macht ja nichts, dass manche Menschen keine 639.- Euro im Monat zum Leben haben. Hauptsache dein Kleid ist schön!"

Und ganz davon abgesehen, dass mich der Preis wahrlich geschockt hat, was mich noch mehr schockt und extrem wütend macht, sind die Looks, die für 3-6-jährige Mädchen angeboten werden. Ein Kostümchen von Dolce und Gabbana  – da sieht dann das Kind aus wie seine eigene Großmutter.



Oder einen hautengen Dress von Philipp Plein  



Billiger geht’s nicht. Und da meine ich jetzt ganz sicher nicht den Preis. Ich stehe auch nicht auf die totale Kinderkleidung, mit Bärchen und Rüschen und Disneyglitzer. Und das Billigste vom Billigsten muss es auch nicht sein. Ich achte auf Qualität und wenn es geht, auch auf einen individuellen Look. Aber die Kleidung meiner Kinder soll vor allem eins sein: bequem und altersgemäß. Und was manche Designer da fabrizieren, grenzt für mich schon an Körperverletzung. Aber noch schlimmer ist es, dass es wirklich Eltern gibt, die ihre dreijährigen Mädchen in solche Fummel stecken. Muss man denn unbedingt aus den Kindern kleine Erwachsene machen? Ganz zu schweigen, von den Signalen, die solche Kleidung aussendet. Und wie soll Kind denn mit so einem Designerstück auf dem Spielplatz das Klettergerüst hochklettern, die Rutsche runterrutschen und im Sand mit Förmchen spielen. Oh ich vergaß, diese Kinder gehen sicher nicht auf öffentliche Spielplätze. Dürfen sie überhaupt richtig spielen? Ich weiß es nicht. Ich kenne niemanden, der so viel Geld hat. Und ehrlich gesagt, wenn ich diese Mode sehe, die im Tempel der Luxuslust angeboten wird, und das wird sie ja auch nur, weil es Abnehmer dafür gibt, dann ist mir mein bescheidenes Dasein viel viel lieber! Mein Leben hängt nicht von einem Designerteil ab, mein Leben hält Wichtigeres für mich bereit. Lieben, Leben, Lachen – und da ist es völlig egal, was man anhat.


Montag, 10. November 2014

Frühförderwahn

Neulich wollte meine vierjährige Rabentochter sich mit einer Kindergartenfreundin zum Spielen verabreden. Gar nicht so einfach. Schwieriger als ne Audienz beim Papst. Montag? Nein, geht nicht. Da ist Schwimmkurs. Dienstag? Oh sorry, da sind wir im Englischkurs. Mittwoch? Ja, da geht es. Oh Moment, da machen wir eine Probestunde in der Ballettschule. Donnerstag geht leider auch nicht, da ist kreatives Malen. Freitag? Ja, Freitag würde eigentlich gehen. Aber nein, das wird dann doch zu viel! Irgendwann muss das arme geforderte, äh geförderte Kind sich ja auch mal ausruhen!

Ich verstehe es nicht. Warum braucht ein vierjähriges Kind einen Malkurs? Warum darf es nicht einfach drauflos malen und seiner Kreativität freien Lauf lassen? Und Englisch? Ganz ehrlich, was lernen die Kinder in einer Stunde Englisch pro Woche? Hello, Goodbye, my name is Lola. Klar sind Fremdsprachen wichtig und vor allem Englisch. Das sehe ich auch so. Aber heutzutage wird ab der 1. Klasse Englisch unterrichtet. Und meiner Meinung nach lernt man eine Fremdsprache sowieso nur wirklich gut im täglichen Gebrauch. Also entweder man wächst zweisprachig auf, geht auf eine bilinguale Schule oder plant einen längeren Aufenthalt im Land. À propos (das ist übrigens französisch ;-) ich habe vor einiger Zeit einen Fernsehbeitrag über das Thema Auslandsaufenthalt gesehen. Ein Achtjähriger, ACHT!, geht für ein Jahr in eine Gastfamilie nach Frankreich um Französisch zu lernen. Zu wildfremden Menschen. Ein Jahr weg von zu Hause. Mit Acht! Ich bekomme das einfach nicht in meinen Kopf hinein. Wie ticken denn die Eltern, die so was erlauben oder gar fördern??? Mit 16 okay, da wollte ich auch für ein Jahr nach Chile. Auf eine Hazienda. Um Spanisch zu lernen. Hat damals nicht geklappt. Mit 19 bin ich dann für ein Jahr nach Paris. Und das war super. Aber mit Acht!!! Niemals würde ich Rabensohn oder Rabentochter so lange weg lassen. Niemals! Aber ich bin ja auch egoistisch und gönne meinen Kinder keine Frühförderung.

Klar, ich will meine Kinder auch in ihren Talenten fördern. Aber vor allem möchte ich ihnen Zeit zum Spielen lassen. Zeit zum Rumtoben. Zeit zum dreckig machen und auspowern. Zeit zum Kuscheln und sich einfach mal langweilen. Und genau dabei rausfinden, wo denn nun eigentlich die Talente liegen. Also das Play-Date haben wir dann erst mal verschoben und sind auf den Spielplatz gegangen. Und oh Wunder: Wir haben da sogar ein paar andere Kinder getroffen, die auch noch Zeit zum Spielen hatten!

So zockt Rabentochter ihre Rabeneltern im Memory ab!


Dienstag, 14. Oktober 2014

Ich beklag mich nicht!

Mein Mann arbeitet 400 km weit weg und ist nur am Wochenende zu Hause. Das ist natürlich nicht schön, denn natürlich vermisst er uns. Und dennoch beneide ich ihn manchmal und würde gerne mit ihm tauschen, wenn ich so daran denke, wie unterschiedlich doch unser Tagesablauf ist.

Mann: 7.00 Uhr aufstehen - duschen - Fahrt ins Büro - Kaffee - vier Stunden arbeiten - Mittagspause - 4 Stunden arbeiten - Einkauf für Abends - essen - Glotze - Nickerchen - Glotze - ca. 23.00 Uhr schlafen - 7.00 Uhr aufstehen

Frau: 6:30 Uhr aufstehen - duschen - Kind 1 wecken - Kind 2 wecken - Frühstück machen - anziehen - Vesper für Schule machen - schnell noch die Waschmaschine eingeräumt - Kind 1 zum Anziehen antreiben - Spülmaschine ausräumen - Mittagessen fürs Büro einpacken - Kind 2 anziehen - Kind 2 in Kindergarten bringen - Kind 1 in Schule bringen - Fahrt ins Büro - Kaffee - 5 Stunden arbeiten - auf dem Weg nach Hause noch schnell einkaufen - Waschmaschine anstellen - aufräumen - Kind 1 aus Schule holen - Kind 2 aus Kindergarten holen - Kind 1 in Sportverein bringen - mit Kind 2 auf den Spielplatz gehen - Kind 1 abholen - nach Hause - spielen - Abendessen vorbereiten - Wäsche für den nächsten Morgen sortieren - essen - Küche aufräumen - Kind 2 bettfertig machen - Kind 1 zum Umziehen antreiben - Kind 2 ins Bett bringen - Geschichte vorlesen - noch mal Pipi machen gehen - kuscheln - Händchen halten bis Kind 2 tief und fest schläft - Kind 1 ins Bett bringen - lesen üben - quatschen - noch was zu Trinken bringen - kuscheln - Wohnzimmer aufräumen - noch mal nach Kind 2 schauen - Wäsche aufhängen - Glotze - Kind 1 noch mal was zu Trinken bringen - Termine für den nächsten Tag koordinieren - Glotze - mit Kind 2 Pipi machen gehen - Einkaufszettel für den nächsten Tag schreiben - Glotze - nach Kind 1 und 2 schauen - ca. 23.00 Uhr schlafen gehen - schlafen - Kind 1 wegen schlechtem Traum trösten - schlafen - Pipi machen mit Kind 2 - Kind 2 mit ins eigene Bett nehmen - schlafen - Kind 1 kommt auch ins Bett - schlafen - 6:30 Uhr aufstehen

Aber nein, ich beklag mich nicht ;-)

Samstag, 4. Oktober 2014

Lieblingskind


Ja, das gibt es durchaus, dass Eltern ein Lieblingskind haben. Meine Schwiegermutter zum Beispiel, die hat eins. Und mein Mann ist es nicht, das spürt man. Meine Mutter hat auch eins. Aber sie darf das, denn sie hat nur ein Kind. Meine Tante allerdings hat fünf Kinder. Und auf die Frage, ob sie ein Lieblingskind habe, gab es nur die Antwort: "Dass wirst du von mir nie erfahren!" Was ich absolut berechtigt finde. Denn die Frage ist doch eigentlich nicht, ob man ein Lieblingskind hat, sondern wie man damit umgeht. Und was heißt schon Lieblingskind? Hat man wirklich das eine Kind lieber als das andere? Das glaube ich nicht. Denn wenn es wirklich darauf ankommen würde, dann würde ich lieber mein Leben opfern, als das eines meiner Kinder. Aber ich glaube schon, dass man zu einem Kind eine tiefere Bindung haben kann, als zum anderen. Das hat sich kein Elternteil so ausgesucht. Das passiert einfach. Und gegen Gefühle kann man nichts machen. Womit wir wieder bei der Frage wären, wie geht man damit um? Ich persönlich finde es ganz wichtig, dass man seine Kinder gleichberechtigt behandelt und keinem Kind das Gefühl gibt, dass man es weniger lieb hat, als das andere. Auch wenn es ein Kind gibt, mit dem man mehr Kämpfe auszustehen hat, als mit dem anderen. Auch wenn das eine Kind, vielleicht einfacher ist, als das andere. Ich finde es sehr schlimm, wenn Eltern ihrem Kind das Gefühl geben, dass das Geschwisterkind alles besser macht, weniger Probleme macht und das es deswegen auch mehr Liebe oder Aufmerksamkeit bekommt. Natürlich ist es schwer seine Kinder gleichzubehandeln, wenn man sich mal wieder darüber aufregt, warum der große Bruder die kleine Schwester immer triezen muss. Natürlich ist man nicht immer fair zu seinen Kindern, wenn der Siebenjährige wieder und wieder mit dem Dickkopf durch die Wand will, und einen einfach zur Weißglut treibt. Natürlich ist es schwer sein Kind in den Arm zu nehmen und mit ihm zu kuscheln, wenn es gerade einen Trotzanfall hatte und vor lauter Wut aus vollem Halse geschrien hat: " Ich hasse dich!". Klar hat man in dem Moment ein Lieblingskind. Nämlich das Brave. Und diese Schwäche sollten sich Eltern einfach auch mal eingestehen dürfen. Sie müssen nicht immer perfekt sein. Sie dürfen sich über ihre Kinder auch mal ärgern und das auch zeigen. Wichtig ist doch nur, dann wieder zu sagen: "Ich habe mich über dich geärgert, aber das ändert nichts daran, dass ich dich sehr lieb habe. Genauso lieb, wie deinen Bruder/deine Schwester über die ich mich nicht ärgern musste!" Ich habe zwei Kinder. Und auf die Frage, ob ich ein Lieblingskind habe, kann ich ganz klar antworten:" Ja. Einen Lieblingssohn und eine Lieblingstochter!"

Freitag, 1. August 2014

Der Motzer

Schon morgens geht es los. Es wird gemotzt, was das Zeug hält. Nachmittags geht es weiter und gegen Abend kommt er in Höchstform. Noch nicht mal in der Nacht bin ich vor ihm sicher. Der Motzer! Er ist mitten unter uns. Er ist mein Sohn! Egal was ich tue, meinem Sohn kann ich es einfach nicht recht machen. Er motzt! Den lieben langen Tag lang. Mal sind die Haferflocken zu heiß, mal nicht süß genug, am nächsten Tag will er doch gar keine Haferflocken, sondern lieber ein Marmeladenbrot. Ja, bin ich etwa Hellseher! Beim Pausenbrot geht es weiter. Auch da kann ich es ihm nicht recht machen. Mal zu wenig, mal viel zu viel und dann auch noch viiiieeeel zu gesund. Nach der Schule geht das Gemeckere weiter. "Was machen wir jetzt?" ist standardmäßig seine erste Frage. Nichts! Och nee! Oh Mann. Menno! So fliegt es mir reihenweise um die Ohren, wenn ich nicht das passende Animationsprogramm vorbereitet habe. Endlich zu Hause angekommen geht es genau so weiter. "Mir ist soooo langweilig". Lieber Rabensohn, dann spiel doch bitte mit deinen Zigtausend Spielzeugen, die in deinem Zimmer herumfliegen. "Nö! Mir is sooooooooo langweilig!" Langeweile? Kannte ich als Kind nicht. Ich hatte immer was zu tun. Wohnungen für meine Playmobil-Männchen bauen, Puppen an und ausziehen, Autos im Parkhaus parken oder dem Nachbarskind die Haare schneiden. Aber Mama nerven stand eigentlich nie auf meinem Terminkalender. Geht es nur mir so? Oder woran liegt es, dass die Kinder sich nicht mehr selbst beschäftigen können? Klar würde ich auch gerne mit Rabensohn spielen. Wenn da nicht die unausgeräumte Spülmaschine, der Berg Wäsche und die hungrigen Mägen wären, die gefüllt werden wollen. Auch mein Tag hat nur 24 Stunden. Und ein paar Stunden davon hätte ich auch gerne mal für mich. Aber der Motzer gibt nicht auf. Mäkelt am Abendessen rum und auch die Gutenacht-Geschichte passt ihm nicht in den Kram. "Och was und nur eine! Warum nicht noch eine?" Weil Mama jetzt auch mal Feierabend hat und weil meine Ohren schon ganz wund sind von dem ganzen Rumgemotze! Ich brauche jetzt mal Ruhe. Aber nein, es wird noch fünf Mal aufgestanden. Draußen ist es zu laut. Im Zimmer ist es zu warm. Außerdem gab es ja viel zu wenig zum Abendessen und jetzt ist der Hunger groß. Und so weiter und so fort. Der Motzer gibt keine Ruhe. Noch nicht mal nachts! Da schleicht er sich heimlich in der Nacht in mein Bett. Kuschelt sich an mich. Und ich verzeihe ihm all sein Tagesgemotze. Doch plötzlich geht es los: "Gib mir Decke! Ich hab gar keinen Platz! Mach dich nicht so breit!" Lieber Sohn, ich bin so breit! Geh doch in dein Bett, wenn es dir nicht passt. Es zwingt dich keiner, mir mein Bett strittig zu machen! Aber ich bin ja ein hoffnungsvoller Mensch und ich habe wirklich daran geglaubt, dass uns einfach nur genügend Zeit miteinander fehlt. Und das wir dann auch ein bisschen entspannter miteinander umgehen können. Und dass der Motzer nicht mehr so viel zu motzen hat. Aber nach zwei Tagen Sommerferien langt es mir schon. Dieses ständige Gezeter und Gemotze. Das hält doch kein Mensch aus. Zum Glück ist nächste Woche Rabenpapa mit Kinderhüten dran. Rabenmama DARF arbeiten! Und ich werde freiwillig Überstunden machen. So viel ist sicher!

Dienstag, 1. Juli 2014

Vielleicht bin ich auch einfach nur neidisch!

Vor diesem Anruf haben die meisten arbeitenden Mütter Angst: "Können Sie bitte Ihren Sohn abholen. Er klagt über Bauchschmerzen!" Ne, passt jetzt leider gar nicht, ich bin noch in der Probezeit! War mein erster Impuls. Mein zweiter Impuls ließ mich den Computer ausschalten, meinem Chef Bescheid geben, zum Auto hetzen, die Strecke ohne Unfall überstehen und ein blasses Häuflein Etwas in die Arme schließen. Probezeit hin oder her, das Kind ist krank! Jetzt heißt es ran ans Doping. Natürlich nur mit natürlichen Mitteln, Rabenmutter hin oder her! Also Tee kochen, Wärmekissen aufs Bäuchlein, Zwieback und geriebener Apfel, vielleicht ein paar leicht gesalzene Nudeln. Und dann ab ins Bett und ausruhen. Bitte Kind, sei am nächsten Tag einfach wieder gesund.

Das sind die Momente, wo ich die Vollzeitmütter und "Nur-Hausfrauen" beneide. Egal, ob das Kind Bauchschmerzen, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen oder sonst was hat. Mama ist ja da, zu Hause. Kein Abgabetermin des nächsten Textes. Kein Meeting. Kein Script, welches fertiggestellt werden muss. Nein, einfach nur Mama. Ja, ich gebe es zu, ich bin neidisch auf diese Mütter, die sich den in meinem Augen Luxus leisten nicht arbeiten zu gehen. Und dann denke ich so bei mir: "Ja, das hätte ich auch gerne! Den ganzen Tag zu Hause und immer da für die Kinder". Ja, warum mache ich das dann nicht? Scheiß doch auf die zusätzliche Kohle und das bisschen Anerkennung. Die ganzen Biochemikerinnen, reisefreudigen Journalistinnen, hoch dotierten Managerinnen machen es doch auch. Bekommen ein bis vier Kinder und kümmern sich um Mann und Haus. Aber ist es wirklich das, was ich will? 

Ich will, wie so viele arbeitenden Mütter irgendetwas dazwischen. Ich will arbeiten, ich will mein eigenes Geld verdienen und mich nicht komplett von meinem Mann abhängig machen. Ich bin wirklich kein pessimistisch denkender Mensch, aber ich finde diese Denkweise "Ich gebe für meine Kinder alles andere auf" ziemlich naiv und kurzfristig gedacht. Was ist, wenn der Mann geht? Wenn er eine Jüngere, eine Interessante, eine Tollere findet? Dann bleibt nichts! Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber eine Trennung - das kann jeden treffen. Ich will auf eigenen Beinen stehen, ich will für meine Rente vorsorgen, ich will im Notfall auch alleine klarkommen. Das ist einer der Gründe, warum ich arbeiten gehe. Der andere ist: Es macht mir Spaß! Aber regelmäßig mache ich mir ein schlechtes Gewissen. Und ehrlich, es wird mir auch von der Gesellschaft regelmäßig gemacht, das schlechte Gewissen. Weil meine Kinder den ganzen Tag in der Schule bzw. Kita fremd betreut werden. Und ich mich nicht um sie kümmere.... Und gerade dann, wenn ein Kind krank ist, ist es besonders bitter. Lieber wäre ICH bei ihnen. Ohne mir Sorgen machen zu müssen, wie das jetzt im Job ankommt. Lieber würde ICH ihnen das Händchen halten und nicht Oma. Und in diesem Moment wäre ich lieber Vollzeitmama mit der Garantie auf Vollzeitglück und volle Rente. 

P.S.: Ich habe mal die gefragt, die meine Berufstätigkeit am Meisten betrifft: meine Kinder. Ich wollte wissen, ob sie glücklich sind. Und als Antwort tönte es einstimmig: "Ja Mama, wir haben glücklich!" :-)


Montag, 30. Juni 2014

Manic Monday

Heute war wieder mal so ein Tag, wie man sich den Wochenstart ganz sicher nicht wünscht. Rabensohn wachte mit Bauchschmerzen auf, Rabentochter hatte keine Lust auf Kindergarten, meine Haare schrien nach Shampoo, aber der Zeiger auf der Uhr verlangte zum Gehen, Brot für Pausensnack war keins mehr da und dann auch noch diese gestresste, frustrierte und zickige Mutter auf dem Parkplatz vorm Bäcker. Wie sie mir auf die Nerven gehen, diese freudlosen und überlaunigen Teilzeitworkerinnen, fast Ganzzeitmütter! Schon morgens um halb neun schaffte sie es, ihr Gift zu versprühen. "Das ist ein Privatparkplatz und ich muss da jetzt raus!" Pfeile schossen aus ihren Augen, genau auf mein kleines schnuckeliges Auto zu. Ich konnte gerade noch in Deckung gehen vor der nächsten Verbalattacke. Dabei wollte ich ihr doch nur höflich zu verstehen geben, dass sie mir nur deutlich machen solle, wo sie mit ihrem Siebensitzer denn jetzt hin will. Vor, zurück, geradeaus oder doch lieber wieder in die Garage hinein. Ich wollte nur kurz auf Bäckers Parkplatz einen Zwischenstopp für eine Butterbrezel einlegen. Da brauchen wir doch nicht gleich nen Mütterkrieg beginnen! Geht es vielleicht auch ein bisschen freundlicher.

Klar, ich weiß, es regnet, es ist Wochenanfang, das macht so alles keinen Spaß - aber gerade dann würde ein bisschen Freundlichkeit nicht schaden. Nicht so Supermamizicke. Mit quietschenden Reifen stob sie vom PRIVATparkplatz. Ich hetzte zum Bäcker, zurück zum Auto, zur Schule und dann nichts wie los zur Arbeit. Aber auch dieser Weg war gepflastert von genervten, schlecht gelaunten und aggressiven Mitmenschen. Ich werde echt bald zum Misanthropen. Ich kann auf euch verzichten. Ganz ehrlich. Die Arbeit war heute leider auch kein Ort der Zuflucht, wie sonst so oft. Und ich wünschte mir einfach nichts mehr als mich wieder zu Hause in mein Bett zu legen, und mir die Decke über den Kopf zu ziehen. Aber bis dahin musste ich noch einige Stunden hinter mich bringen. Und als das endlich geschafft war und ich im Bad in den Spiegel schaute, traf ich sie wieder: Diese gestresste, frustrierte, überlaunige Supermamizicke. Und ja, ich kam nicht umhin, ihr die Zähne zu putzen und das Gesicht zu waschen. Ich schrubbte kräftig, denn was ich sah, war schrecklich. Aber beim nächsten Blick in den Spiegel huschte ihr schon ein Lächeln übers Gesicht. Mit der Hoffnung auf den neuen Tag und dem Vorsatz sich an die eigene Nase zu fassen: Morgen werde ich meinen Mitmenschen mit einem Lächeln und einem freundlichen Gruß entgegentreten. Und wer weiß, vielleicht färbt es ja ab!


Samstag, 28. Juni 2014

Früher war ich cool - heute bin ich Mama!

Früher fuhr ich ein Erdbeerkörbchen (ein Golf 1er Cabrio mit beigfarbenen Verdeck und Ledersitzen), heute habe ich eine Familienkutsche. Früher machte ich die Nacht zum Tag und zog auf High Heels durch die angesagtesten Bars der Stadt. Heute machen meine Kinder die Nacht zum Tag und ich schlurfe in Sneakers über den Spielplatz. Früher war ich Gast auf allen Hot Spot-Partys, heute sind Kindergeburtstage die einzigen gesellschaftlichen Ereignisse, zu denen ich geladen werde. Früher, ja früher, war ich cool. Ungebunden und frei. Heute bin ich Mama!

Ich gebe zu - hin und wieder fehlen mir diese früheren Zeiten. Diese Sorglosigkeit, dieses In-den-Tag-hineinleben-und-nicht wissen-was-der-Morgen-bringt. Heute ist mein Tag durch getaktet. Um 6.45 Uhr klingelt der Wecker, es wird geduscht und Frühstück gemacht. Haferflocken. Für mich ein Marmeladenbrot. Pausenbrot schmieren, Kinder zum Anziehen bewegen, Sachen fürs Büro zusammenpacken. Rabentochter in den Kindergarten bringen, Rabensohn in die Schule und dann ab ins Büro. Nach der Arbeit Rabensohn und Rabentochter abholen, zum Spielplatz oder Sport oder ein Treffen mit Freunden organisieren, Abendbrot machen, Kinder ins Bett bringen und dann das Ganze wieder von vorne. Viel Spielraum für spontane Entscheidungen oder persönliche Entfaltung ist da nicht! Manchmal ärger ich mich auch über mich selbst. Dass ich nicht lockerer bin! Dass ich immer und überall das Gefühl habe, meine Kinder erziehen zu müssen. Dass ich Dinge nicht einfach mal laufen lassen kann, sondern immer alles durchplane und vorausschauend agiere. Wo sind meine Lockerheit, meine Spontanität und meine Coolness hin? Habe ich die vielleicht im Wochenbett liegen lassen? Ich finde der Job als Mama ist wirklich anstrengend und das Schlimmste ist, man kann ihn nach Feierabend nicht einfach mal ruhen lassen, denn es gibt keinen Feierabend. Aber ich sollte mal versuchen nicht ganz so streng mit mir und meinen Kindern zu sein. Was ist schon ein Tag ohne Erziehung? Wird Ihnen auch nicht schaden.

Ein bisschen Spaß muss sein. Einfach mal die Musik laut aufdrehen und in den Tag hinein tanzen. Den ganzen Tag Kuchen Essen und sich nicht um die Vitamine scheren. Fernsehen bis zum Abwinken und das Zähneputzen in 30 Sekunden erledigen. Warum nicht? Das Leben ist lang und mal einen Tag cool sein und aus der Routine ausbrechen, schadet nicht! Im Gegenteil - jetzt finden mich meine Kinder auch endlich COOOOOOOL!

Freitag, 2. Mai 2014

Leichtigkeit - wo bist du hin?

Ach, die Elternschaft ist geprägt von Verantwortung, Erziehung, Ritualen, Abläufen und und und. Oft fehlt mir im Alttag die Leichtigkeit. Ich muss dafür sorgen, dass die Kinder pünktlich in der Schule oder im Kindergarten sind, dass sie Jahreszeitengerecht angezogen sind, jeden Tag eine warme Mahlzeit bekommen und dann habe ich auch noch den Anspruch, dass ich sie zu einigermaßen sozialen und anständigen Menschen erziehe. Aber mir wird immer mehr bewusst, was dabei auf der Strecke bleibt: die Leichtigkeit. Das einfach mal in den Tag hinein leben. Dass hatte ich früher oft. Dinge laufen lassen, die Uhrzeit nicht im Blick, essen, wenn man Hunger hat und nicht, wenn es die Tageszeit vorschreibt. Sie fehlt mir. Diese Leichtigkeit. Dieses auch Mal unvernünftig sein. Dieses Loslassen von allen Konventionen. Dieses einfach mal wieder ich sein. Ich glaubte dieses Leben schon komplett verloren. 

Doch dann hat es mich eiskalt erwischt und dieses sehnsuchtsvolle Gefühl klopfte leise an meine Tür. Es war ein Song, der mir den Weg zurück zur Leichtigkeit zeigte. Er traf mich mitten ins Herz. Und ich war wieder offen für die schönen Momente, die sich einfach so auftun, wenn man nicht damit rechnet.  Eine Runde mit den Kindern im Gras liegen und Wolken beobachten, ein Abendessen, bei dem wir uns kaputt lachen und einfach nur glücklich sind, dass keiner auf die Tischmanieren achtet, ein Lied, bei dem wir wie wild durch die Wohnung tanzen. Es gibt sie, diese Momente der Leichtigkeit. Sie sind nicht verloren. Nur ein bisschen verschütt gegangen in den Mühlen des Alltags. Aber wenn wir es zulassen, dann werden diese Momente der Leichtigkeit immer mehr. Ich habe meinen Schlüssel zu mehr Leichtigkeit gefunden. Denn immer wenn mich der Alltag wieder einholt, spiele ich meinen Song und.... schwebe den Alltagsmühlen davon. 

Mittwoch, 16. April 2014

Die Bilderbuchfamilie


Jeder kennt sie doch. Hat sie beim Stadtbummel oder im Urlaub schon mal gesehen: Die Bilderbuchfamilie. Mama, Papa, zwei Kinder (im Besten Falle Junge und Mädchen) und vielleicht noch einen süßen Hund dazu. Mama und Papa immer fröhlich lächeln und geduldig im Umgang mit den Kleinen. Aber die Kleinen sind ja sowieso gut erzogen und müssen kaum gerügt werden. Familie Bilderbuch ist hübsch, gut angezogen und Flecken haben keine Chance. Ach, ja. So eine tolle Familie – das sind wir nicht! Aber ehrlich, wenn man mal hinter die Fassade von Familie Bilderbuch schaut, dann bröckelt einiges. Meine Freundin kennt auch so eine Familie. Tolles Haus, tolles Auto, toller Job, tolle Kinder. Aber wie sieht es wirklich aus? Kinderlachen, Knuddeln und Kissenschlacht – Fehlanzeige. Mama ist frustriert, weil sie ihren Job aufgegeben hat, und flüchtet sich in die Esoterik. Papa rackert sich ab, damit der äußere Schein gewahrt werden kann. Und die Kinder? Die trauen sich nicht zu spielen und zu toben. Die teuren Klamotten könnten ja dreckig werden oder kaputt gehen.

Oder nehmen wir mal eine Familie aus der Nachbarschaft. Mama Bilderbuch hat gleich fünf Bilderbuchkindern das Leben geschenkt. Aber dennoch eine Topfigur wie Heidi Klum. Das Haus sieht aus wie aus der aktuellen „Schöner Wohnen“ – Ausgabe und Papa ist ein wichtiger Kreativer in der hippen Werbebranche. Ja, so sieht es aus. Wie ist es wirklich? Die Kinder wollen mit Papa nix mehr zu tun haben. Der schaut nämlich gerne mal fremd. Mal die süße Praktikantin, die seine Tochter sein könnte oder die alleinerziehende Mutter der Kindergartenfreundin. Treu kann er nicht sein. Und so bricht das Kartenhaus der Familie „Bilderbuch“ gerade zusammen.

Ich bin sicher: Es gibt sie nicht, die Bilderbuchfamilie. Jede Familie hat doch irgendetwas, was nicht so gut läuft. Oder Probleme, die es zu bewältigen gibt. Vielleicht auch ein Geheimnis, das schwer auf allen lastet. Deswegen lasse ich keinen Neid aufkommen auf die vermeintliche Bilderbuchfamilie. Denn wenn man uns so durch die Stadt laufen sieht, denken vielleicht auch viele: „Ach, was für eine Bilderbuchfamilie!“ Süße, wohlerzogene Kinder, Händchen haltende Eltern und kein lautes Wort. Ja, so sieht es bei uns manchmal aus. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. In einem guten Moment! Bei uns ist auch nicht immer alles rosig. Da wird schon mal rumgeschrien. Da knallen schon mal Türen. Und die Klamotten sitzen auch nicht immer perfekt oder passen zusammen. Aber was soll’s. Wir sind, wie wir sind, und müssen keine Fassade aufrechterhalten. Und das macht uns viel mehr Spaß, als immer perfekt zu sein.

Dienstag, 15. April 2014

Notiz am Rande - Bankvertrauen 2.0

Seit letztem Jahr geht Rabensohn ja nun zur Schule. Und seit dem bekommt er auch jede Woche ein kleines Taschengeld. Und da Rabensohn ein sparsamer Mensch ist und sein Geld hortet, kam jetzt auch schon einiges zusammen. Also wollte ich, dass Rabensohn seine Moneten zur Bank bringt und auf sein Konto einzahlt, damit er sich später mal einen größeren Wunsch erfüllen kann. Doch Rabensohn weigerte sich. Das Geld sollte lieber in seiner Nachtischschublade ruhen. Auf meine Nachfrage, warum wir es denn nicht zur Bank bringen können, bekam ich folgende Antwort: "Wenn wir das Geld zur Bank bringen, dann ist es weg und ich bekomme es nie wieder!" Ach, welch Wahrheit doch aus deinen Worten spricht, mein lieber Sohn!

Montag, 14. April 2014

"Das hat sie von dir!"

Diesen Spruch muss ich mir von meinem Mann immer dann anhören, wenn Rabentochter mal wieder wegen einer Kleinigkeit einen hysterischen Anfall bekommt. "Sie ist genau so eine Drama-Queen, wie du!" Wusch. Jetzt hat er es mir aber gegeben. Aber ich hole zum Gegenschlag aus. Immer dann, wenn Rabensohn seinen Willen nicht bekommt und beleidigt die Arme vor der Brust verschränkt, ertönt von meiner Seite ein lautes "Wie der Papa!" durch den Raum.

Natürlich stelle ich mir oft die Frage, was haben meine Kinder von mir geerbt? Was haben sie sich vielleicht bei mir abgeschaut? Und was ist ihr ganz eigener Charakter? Und wie ist das mit dem Aussehen? Wer sieht wem ähnlich? Mein Mann jedenfalls kann seine Kinder nicht verleugnen. Gleiche Nase, gleiche Augenfarbe, gleiche Füße. Eindeutig Papa.


Rabensohn sieht sonst allerdings mir ziemlich ähnlich, Rabentochter sieht aus wie Schwiegermutter. Na ja, ich hab Glück. Denn schlecht sieht sie nicht aus, die Schwiegermama. Aber wie ist das denn nun mit den Charaktereigenschaften? Rabentochter kommt mehr nach mir: Fröhlich, willensstark und mutig. Aber auch unordentlich. Und wenn sie ihren Willen nicht bekommt, dann fließen auch schon mal die Tränen. Rabensohn ist mehr wie Papa. Einfühlsam und fürsorglich, aber auch sehr schnell beleidigt. Oft wünschte ich mir meine Kinder wären weniger anstrengend. Doch dann erinnere ich mich an meine Kindheit. Ich war wissbegierig und neugierig. Ich habe viel hinterfragt und viel Neues ausprobiert. Und schlafen... das war nicht so mein Ding. Tja, und so sind meine Kinder auch. Selbst schuld! Hab ich ihnen eben mit in die Wiege gelegt. Und Papa hat auch noch was dazu gelegt. Und das ist manchmal nicht so einfach. Doch dann freue ich mich umso mehr, wenn ich unsere positiven Charaktereigenschaften in unseren Kindern wieder entdecke. Oder wenn ich mich in einer Mimik meiner Tochter wieder erkenne. Oder wenn Rabensohn mich mit diesem ganz gewissen Ausdruck in den Augen anschaut. Dann habe ich das Gefühl eines meiner Kinderfotos zu betrachten. Und das ist ja das Schöne, dass wir uns in unseren Kindern wieder erkennen und das sie uns auch manchmal den Spiegel vor die Nase halten. Und so sollten wir die ein oder andere ungeliebte Charaktereigenschaft nicht verurteilen, sondern hinnehmen und uns sagen: "Ja, das hat das Kind von mir!"


Ein Kinderfoto von mir

Es gibt zum Thema genetisch vererbtes Aussehen eine tolle Fotostrecke des Fotografen Ulric Colette. Verblüffend, wie ähnlich wir doch unseren Eltern oder Geschwistern sehen.

Samstag, 12. April 2014

Veränderung

Alles neu macht der Mai! So auch bei mir. Ich probiere mich, was das Design des Blogs angeht, gerade ein bisschen aus. So richtig zufrieden bin ich noch nicht und deswegen werde ich in nächster Zeit ein bisschen experimentieren. Inhaltlich behalte ich meinen Stil bei. Da gibt es nichts zu verändern. Mal schauen, wo die Reise Layoutmäßig hinführt....

Freitag, 11. April 2014

Ich bin dann mal weg!


Ich packe meine Koffer und gehe. Ich verlasse meine Familie. Ich hab die Schnauze voll. Jeden Tag „Mama hier, Mama da, Mama überall“. Ich will nicht mehr. Ich mach’s jetzt wie die Männer. Ja, Aufschrei! Ich weiß, es gibt viele Väter, die darum kämpfen ihre Kinder zu sehen und die sich kümmern wollen. Aber sorry Jungs, es gibt leider noch mehr, die ihre Familie einfach im Stich lassen. Weil ihnen alles zu viel wird, weil sie ihre Freiheit wieder zurück wollen, weil sie keinen Bock mehr haben. Ja, und so geht es mir jetzt auch. Ich will nicht mehr. Rabenmutter! Wie kann sie nur? Ihre Kinder einfach so im Stich lassen? Hat sie denn kein Herz? Warum stellen sich bei einer Frau diese Fragen? Warum wird so ein Verhalten bei Vätern akzeptiert. Okay, nicht gut geheißen. Aber akzeptiert. Ich habe in meinen Freundes- und Bekanntenkreis genug Beispiele von Vätern, die sich überhaupt nicht mehr für ihre Kinder interessieren, über Väter, die ihre Kinder nur dann nehmen, wenn es ihnen gerade in den Kram passt, über Vätern, die sich alle paar Wochen mal melden. Wenigstens das! Und wenn eine Mutter geht, dann ist sie herzlos, verachtenswürdig, ausgestoßen. Ja, auch Frauen machen das. Verlassen ihre Familien. Weil sie sich selbst verwirklichen wollen. Weil sie einen anderen Mann kennenlernen, der keine Familie will. Weil sie einfach nicht mehr können. Aber meist sind es nun mal die Männer, die mit ihren Kindern nichts mehr zu tun haben wollen. Woran liegt das? In der Evolution? Eine Frau weiß: Ja, das ist mein Kind. Ich habe es in mir getragen. Ich habe es geboren. Ein Mann, der weiß nicht wirklich, ob es sein Kind ist. Außer er hat einen Vaterschaftstest gemacht oder die äußeren Merkmale lassen einfach nichts anderes zu. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass die Männer nicht diese intensive Verbindung zu ihren Kindern haben, wie die Frauen. Okay, es gibt sicher Ausnahmen. Das glaube ich schon, aber die Statistik sieht leider anders aus. Viele Männer verlassen ihre Frauen und ihre Kinder gleich mit. Männer, die über zehn Jahre mit ihren Kindern zusammengelebt haben, Vorzeigeväter waren, melden sich plötzlich nur noch alle paar Wochen bei den Kindern. Warum tun sie das?? Und wer ist der Blöde? Ja, die Mutter! Die muss es nämlich ausbaden. Darf nicht schlecht über den Vater sprechen, obwohl sie ihm am liebsten den Hals umdrehen würde. Muss alles alleine regeln und kriegt den ganzen Frust der Kinder ab. Gerecht ist das nicht. Und dann wird sie auch noch geächtet, weil sie alleinerziehend ist. Bekommt den schlechteren Job, die schlechtere Wohnung und auf einen neuen Mann kann sie auch nur hoffen. Geht aber mal eine Frau, dann geht ein Raunen durch die Gesellschaft. Wie kann sie nur? So eine Rabenmutter! Die hat kein Herz! Der arme Mann! Auch hier haben wir nicht die gleichen Rechte, wie die Männer. Und deswegen gehe ich jetzt. Soll er doch sehen, wie er zurechtkommt. Allein. Mit zwei Kindern, dem Haushalt und dem Job. Mir doch egal. Ich ruf mal an. Irgendwann. Und wenn ich mal was übrig hab, dann überweis ich auch mal was. Aber bis dahin.... genieß ich meine Freiheit. Lass es krachen. Bin mal ganz für mich und kümmer mich nicht. Und sei es nur für ein verlängertes Wochenende mit meiner besten Freundin ;-)