Mittwoch, 17. Juli 2013

Ein perfekter Tag!

Heute Morgen krabbelten zwei verschlafene Rabenkinder zu mir ins Bett, knuddelten mich, bedeckten mich mit nassen Küssen und flüsterten mir leise ins Ohr: "Mama, du bist die beste und süßeste Mama der Welt!". Ich blickte auf die Uhr und war erstaunt: schon halb acht. Und ich habe durchgeschlafen und wurde nicht mitten in der Nacht wegen Durst oder schlechten Träumen aus dem Bett geholt. Nachdem wir eine ausgiebige Runde Gruppenkuscheln genossen hatten, machten wir uns fertig. Das von mir vorgesetzte Frühstück wurde anstandslos verputzt und auch bei der Klamottenauswahl wurde nicht gemurrt und gezetert. Kein Rumgezicke. Kein "Die Hose kneift" oder "Nein, ich will ein Kleid" oder "Die Schuhe drücken!" oder "Nein, keine Windel!". Meine Kleiderauswahl wurde ausnahmslos akzeptiert.

Heute sind wir zu Fuß in den Kindergarten gegangen und ich hörte kein einziges Mal "Ich kann nicht mehr" oder "Ich will auf den Arm!". Ich war freudig überrascht und startete gut gelaunt und vor allem pünktlich in einen aufregenden Arbeitstag. Nach getaner Arbeit holte ich meine zwei kleinen Raben vom Kindergarten ab und statt des üblichen "Was machen wir jetzt?", ertönte ein freudiges "Mama, schön das du da bist!". Kleine Ärmchen streckten sich mir entgegen und ich wurde gedrückt, bis ich keine Luft mehr bekam. Etwas verwundert war ich ja schon, denn sonst fing die Motzerei an, bevor wir überhaupt den Ausgang des Kindergartens erreicht hatten. Als wir zu Hause waren, zogen sich meine Rabenengel ins Kinderzimmer zurück und spielten ganz toll miteinander. Hohe Türme wurden gebaut, und als die fertig waren, wurde mit Begeisterung gepuzzelt. Ich konnte in Ruhe die Wäsche sortieren und das Abendessen vorbereiten. Normalerweise brauche ich Stunden dafür fünf Paar Socken zusammenzulegen, weil ich mindestens 15 Mal unterbrochen werde mit "Mama, mir ist langweilig", "Mama, kann ich einen Apfel haben?", "Mama, ich will was trinken!", "Mama, ich hab Hunger!", "Mama, bin fertig" (nach dem Toilettengang) ... Heute konnte ich die anfallende Hausarbeit in 20 Minuten erledigen und hatte sogar noch Zeit mit den Kindern "Memory" zu spielen.

Mein mit Liebe zubereitetes Abendessen fand tosenden Applaus und die Teller wurden radikal leer gegessen. Und das Schönste heute Abend war, dass ich kein einziges Mal ermahnen musste "Zappel nicht so rum!", "Halt die Gabel richtig!" oder "Steh nicht einfach auf, sondern iss' bitte erst mal fertig". Nein. Knigge hätte heute Abend seine reine Freude an meinen Kindern gehabt. Aber da der Tag heute so wundervoll lief, hatte ich ein bisschen Angst vor der Zu-Bett-Geh-Zermonie. Das dicke Ende kam bestimmt noch. Irgendwo war doch garantiert ein Haken.

Nach dem Essen ging mein Sohn freiwillig ins Bad, zog sich seinen Schlafanzug an und putze sich ganze drei Minuten die Zähne. Er kam sogar von selbst, also, ohne dass ich ihn daran erinnern musste, zu mir und ließ sich die Zähne nachputzen. Auch meine Tochter zeigte sich kooperativ und das Umziehen ging sehr schnell. Nachdem sie sich in Windeseile für ein Buch entschieden hatte und ich ihr nur eine statt drei Geschichten vorlesen musste, sangen wir noch ein bisschen und dann gestand sie, zu meiner Überraschung,  "Mama, ich bin müde!". Eine Umarmung, ein Kuss und meine Süße lag schlummernd in ihrem Bett und schrie nicht noch gefühlte zwanzig Mal nach mir. Normalerweise läuft das abends nämlich so bei uns ab: Ich renne zwischen den beiden Zimmern meiner Kinder hin und her und erfülle Wünsche. "Ich hab Durst!", "Ich muss noch mal Pipi!", "Ich will noch einen Kuss!", "Ich kann nicht schlafen!", "Ich muss dir noch was sagen!". Ich werde alle zwei Minuten von der Couch hochgejagt und bis die beiden endlich schlafen, vergehen ca. 1 1/ 2 Stunden. Dann ist der Abend schon gelaufen und ich kann auch ins Bett gehen. Aber nicht so heute. Heute habe ich es sogar geschafft, die Tagesschau anzuschauen. Denn auch mein Sohn war vorbildlich und verlangte außer einem Kuss und einer Umarmung nichts. Kein Wasser, keine Milch mit Honig, kein Wechsel des Schlafanzugs, weil irgendeine Naht störte. Nichts. Nur gleichmäßiges, sanftes Atmen. Sie schliefen. Alle beide. Ohne Theater. Ohne Nervenzusammenbruch meinerseits. Einfach so. Herrlich. Was für ein perfekter Tag!

Und, Mütter dieser Welt, was sagt ihr dazu? Habt ihr mir diese Münchhausen Geschichte abgenommen?  Wollt ihr wissen, wie es wirklich war, oder wollt ihr lieber ein bisschen träumen? So wie ich! Dann hört jetzt auf zu lesen.

Mit einem "Mama, Milch mache!" schreckte ich morgens um 6.15 Uhr aus meinem wunderschönen Traum des perfekten Tages. Langsam kam ich zu mir und realisierte, wo ich war. Noch mal hörte ich ein gellendes "MAMA - Milch machen!". Ich schlurfte in die Küche und - den Rest des Tages könnt ihr euch ja denken....

P.S. Ich liebe meine Kinder sehr (auch wenn hier manchmal ein anderer Eindruck entsteht). Und trotz der ganzen Liebe, die ich für die zwei kleinen Raben empfinde, nerven sie mich manchmal einfach kolossal! Deswegen jetzt mal ganz tief durchatmen und es mit Buddha halten "Ohmmmm":


Oder einfach ein Glas Rotwein trinken und sich mit hirnamputiertem Fernsehprogramm ablenken..........

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