Liebe Mütter, vielen Dank, dass ihr mir quasi die nackten Tatsachen nicht vorenthalten habt. Zwei Schwangerschaften, meine Vorliebe für Schokolade und hin und wieder ein gutes Glas Wein, sowie meine Bewegungsfaulheit, sind an meinem Körper nicht spurlos vorüber gegangen. Heißt, 10 Kilo habe ich mindestens zu viel. Verteilt an Taille, Oberschenkel und Po. Und ja, ich gebe zu, es nervt mich. Mit 10 Kilo weniger habe ich mich einfach besser gefühlt. Aber nicht, weil ich irgendeinem Schönheitsideal hinter her renne, sondern weil ich mit 10 Kilo weniger, schneller vom Boden aufstehen kann, um meinen Kindern hinter her zu rennen. Aber nichts im Leben ist anscheinend so hartnäckig wie Kinder, die unbedingt ihren Willen durchsetzen wollen und Kilos, die man sich im Laufe der Zeit angefuttert hat. Komplexe habe ich zwar keine, aber wie gesagt, so richtig wohl fühle ich mich auch nicht.
Neulich war ich also mit meiner Rabenfamilie im Freibad. Uh, das absolute Grauen für mich. Man liegt mit wildfremden, schwitzenden Menschen Decke an Decke, wie die Sardinen in der Büchse, fremde Füße schlurfen über mein Handtuch und wilde Kinder spritzen mir - der Wasserscheuen - eine Ladung des kalten Nasses mitten ins Gesicht. Ihr merkt schon, Freibad ist nicht gerade mein Favorit. Aber ich ließ mich überreden. Obwohl ich meinen Puddingbauch und meine Wabbelschenkel lieber unter weiten Gewändern versteckt hätte. Aber nein, Kinder und Mann wollten schwimmen gehen. Also quetschte ich mich in meinen Badeanzug, packte Handtücher, Badesachen, Bücher, Sonnencreme, Sonnenhüte, Wechselwäsche, etwas zu Trinken und Essen, sowie ausreichend Sandspielzeug und Schwimmflügel in die Badetasche und los ging es. Nein, nicht in den Urlaub, wie mein Gepäck vermuten ließ, sondern nur für vier Stunden ins Schwimmbad. Wir ergatterten einen schönen Platz im Halbschatten und Mann und Kinder tauchten ein ins kühle Nass.
So hatte ich ein bisschen Zeit meine Umwelt zu begutachten. Klar, schaute ich mir die anderen Mütter ganz genau an. Und ich muss euch wirklich aus tiefstem Herzen danken: Ich erkannte mich an diesem Tag mehrfach wieder. Frauen zwischen 35 und 45, die ein, zwei oder mehr Kindern neun Monate in ihrem Körper Unterschlupf geboten haben, sind einfach nicht mehr so knackig, wie die 20-jährigen Mädels am Beckenrand des Schwimmerbeckens. Unter anderem machen WIR uns deswegen rund ums Kinderbecken breit. Liebe Mütter, ihr habt alles enthüllt, was sonst gut von Hosen, Röcken und Blusen kaschiert wird und nicht weiter auffällt. Es gab schlanke, kräftige und dicke Mütter. Mit viel oder wenig Busen, mit Taille oder ohne, mit kurzen oder langen Beinen, mit Bauch und schlaffen Schenkeln. Aber ihr hattet keine Scheu euch zu zeigen, wie ihr nun mal seid. Warum auch? Immerhin hat eurer Körper schon so einiges vollbracht! Ein oder mehrere Kinder zur Welt gebracht und genährt. Ihr kümmert euch um den Haushalt, die Kinder, das Essen und geht vielleicht sogar noch arbeiten. Da bleibt einfach kaum Zeit für ein straffes Sportprogramm oder eine regelmäßige Ernährung. Gegessen wird, wenn Zeit ist. Und dank euch fühlte ich mich nicht mehr ganz so einsam in dieser schönen, scheinbar perfekten Welt, in der Models schon drei Tage nach der Geburt über den Laufsteg flanieren, als wären sie niemals schwanger gewesen. Aber hey, Mütter dieser Welt, lasst euch nichts vormachen. Wenn man mal ganz genau hinguckt, denn das habe ich bei den beiden Müttern am Beckenrand, die wirklich eine super Figur hatten, dann entdeckt man vielleicht auch bei diesen perfekten Bodys den ein oder anderen Schwangerschaftsstreifen oder eine Delle im Oberschenkel. In diesem Sinne, ran an den Speck! Und sei es der auf dem Spiegelei zum Frühstück!
Klasse! Mehr Worte finde ich nicht, denn ich habe mich einfach nur wiederentdeckt in den Worten,die Du schreibst. VG
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