Mein Sohn hat sich in den Kopf gesetzt, dass er zum Sport unbedingt ein rotes Poloshirt möchte. Also haben wir uns auf den Weg ins Shoppingcenter gemacht und sind auf die Suche nach einem roten "Kragenshirt" gegangen. Im ersten Laden gab es leider keines. Aber ich habe einen supersüßen Rock für meine Tochter erstanden. 50% reduziert. Schon im zweiten Laden wurden wir für meinen Sohn fündig. Auch hier 50% Sommer-Sale. Ich hätte das Shirt sofort gekauft, auch wenn es eine Nummer zu groß war. Macht doch nichts, da wächst man doch rein. Aber nicht so mein Sohn. Zu groß geht gar nicht. Zu lang geht übrigens auch nicht. Zu eng ist auch nicht gut. Und zu kurz sieht auch irgendwie blöd aus.
Schon im frühesten Babyalter habe ich erkannt, dass mein Sohn klamottenmäßig irgendwie anders tickt. Er war immer darauf bedacht, dass nur kein Fleck auf seinem T-Shirt zu sehen war. Und wenn doch, dann wurde ich behutsam mit einem Fingerzeig und einem artikulierten "Da!" darauf aufmerksam gemacht. Und ich musste das T-Shirt wechseln, sonst ging mein Sohn nicht aus dem Haus. Schon früh konnte mein Sohn sich alleine anziehen. Aber ich bin der festen Überzeugung, das hatte einzig und allein den Selbstzweck, dass er nicht mehr das anziehen musste, was ich wollte, sondern, dass er sich selbst seine Klamotten raussuchen konnte. Nicht immer ergab das ein stimmiges Bild. Dennoch ist mein Sohn sehr darauf bedacht "gut auszusehen". Also machten wir uns weiter auf die Suche nach einem roten Poloshirt.
Im dritten Laden gab es wieder ein Shirt, was man schon als "rot" durchgehen lassen konnte, aber mein Sohn war noch nicht zufrieden. "Nein, das ist nicht rot". Na ja immerhin ein männlicher Mitbewohner, der Farbennuancen unterscheiden kann. Mein Mann schafft es noch nicht mal wirklich rosa von pink zu unterscheiden.... Also auf zum vierten Laden. Ich war inzwischen mit meinen Nerven am Ende, sehnte mich nach meiner Couch und einem kühlen Glas Wasser. Aber immer noch war kein rotes Poloshirt in Sicht. Meine knapp dreijährige Tochter steuerte zielstrebig auf eine rosa Jeans zu und teilte mir mit: "Mama, die ist schön. Die will ich haben!" Also ließ ich sie die Hose anprobieren. Und sie stolzierte wie Germany's Next Topmodel - Babyversion vor mir auf und ab, stemmte die kurzen Ärmchen in die Hüften und sah mich triumphierend an. "Und? Schön, Mama! Ich will die haben!" Also, ab in den Einkaufskorb. Mein Sohn befand sich inzwischen am Rande der Verzweiflung, weil er bis jetzt leer ausgegangen war. "Nie, gar nie, bekomme ich ein rotes Kragenshirt! Nie im Leben!" Stampf' mit den Füßen auf den Boden, Fluppe ziehn und Arme verschränken! Irgendwie schaffte ich es, an diesem Tag ruhig zu bleiben. "Aber Schatz", versuchte ich es auf die sanfte Art. "Was kann ich denn dafür, dass wir kein passendes T-Shirt finden. Ich bin jetzt mit dir durch vier Läden gelaufen. Mehr Läden für Kinderkleidung gibt es hier nicht. Was soll ich denn machen?" Sohnemann: "Nie. Nie. Nie bekomme ich das, was ich will. Ich will ein rotes Kragenshirt." Innerlich brodelte es in mir und ich dachte so bei mir: Kind, du bist doch nicht blöd. Du bist doch eigentlich ganz schlau. Warum begreifst du nicht, dass es hier kein rotes Poloshirt gibt. Grrrr. Ich sagte zu meinem Rabensohn: "Ach Schatz, dass tut mir so leid. Aber was soll ich denn jetzt machen? Ich kann doch keines herzaubern." Meine Tochter war inzwischen mit ihrer neu erstanden rosa Jeans Richtung Kasse gedackelt und schrie mir über die Schulter zu: "Mama, dazu will ich ein rotes Kragenshirt". Für mich sind rote Poloshirts ab heute rote Tücher! Grrrr. Ich bestelle jetzt nur noch online, dann spielt sich das Drama wenigstens in den eigenen vier Wänden ab....
P.S.: Papa hat dem Rabensohn jetzt übrigens ein rotes Poloshirt gekauft. Und zwar genau das, welches es in Laden zwei gab und zu groß war. Sohnemann fand es jetzt ganz toll. Demnächst schicke ich die Männer alleine auf Shopping-Tour!
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